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      DokuFunk-Archiv in Wien

      DokuFunk-Archiv

      Das Dokumentationsarchiv Funk beherbergt Archivalien und Sammlungen aller Art zur Geschichte des Funkwesens. Die Schwerpunkte liegen beim Amateurfunk und Rundfunk.

      Aktuell werden mehr als zehn Millionen Objekte betreut, Tendenz steigend. Seit mehr als 30 Jahren ist das DokuFunk als wissenschaftlich tätiger gemeinnütziger, strikt nicht-kommerzieller Verein aktiv. Mitglieder gibt es aus aller Welt. Fördermitglieder, darunter Rundfunk-Anstalten und Funkverbände wie der ORF und der Deutsche Amateur Radio Club (DARC), tragen zum Bestand von DokuFunk bei.

      Auf den ersten Blick mag zum Beispiel die Sammlung von QSL-Karten von Funkamateuren und Radiostationen wenig spannend wirken. Sind sie doch zunächst nur Bestätigungen, dass man eine bestimmte Station zu einer bestimmten Zeit auf einer bestimmten Frequenz gehört hat. Für sich alleine gesehen ist jeder dieser Belege ein kleines Puzzlestück. Findet man die Zusammenhänge zwischen den einzelnen QSL-Karten und anderen Objekten in der Sammlung, wie etwa historische Zeitungsartikel und Fotos, können sich daraus viele spannende Geschichten ergeben. Wobei sich manche Hintergründe erst erschließen, wenn auch die zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.

      Dabei geht das Dokumentationsarchiv Funk ganz bewusst ins Detail. So verraten etwa handschriftliche Notizen des RAVAG-Tätigkeitsberichts aus dem Jahr 1934 Details zum Sendebetrieb während des Bürgerkriegs und des gescheiterten nationalsozialistischen Umsturzversuchs in Österreich. Diese handschriftlichen Ergänzungen sind deshalb so relevant, weil sie von Oskar Czeija, dem Direktor des österreichischen Radiosenders, stammen. Zu den Erkenntnissen, die sich aus der Auswertung historischer QSL-Karten ergeben haben, zählt unter anderem, dass in Österreich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zwar Amateurfunk betrieben wurde, dieser aber über viele Jahre den im Lande stationierten Besatzungsmächten vorbehalten war.

      Einen Teil der wissenschaftlichen Aufarbeitungen findet man sogar auf der Homepage www.dokufunk.org. Dazu zählt etwa die Geschichte des Amateurfunks in der DDR, aufbereitet in 38 Folgen. Darunter findet sich auch ein Kapitel mit dem Titel „Amateurfunk und MfS“. Empfehlenswert ist zudem der minutiös festgehaltene Ablauf des Funkverkehrs auf der sinkenden Titanic am 15. April 1912. Auch wenn die Homepage nur einen kleinen Bruchteil vom Dokumentationsarchiv Funk zugänglich macht, gibt es alleine hier viel Spannendes und Fesselndes zu entdecken.

       

      Raritäten im Dokumentationsarchiv Funk
      Zu den besonderen Raritäten der Sammlung zählt ein Radioskop aus den 1920ern. Es ist ein Beispiel dafür, wie früh man sich (schon lange vor dem Durchbruch des Fernsehens) beim Radio Gedanken machte, wie man dem Rundfunk um eine visuelle Komponente ergänzen könnte. Das Radioskop ist mit einem Diaprojektor vergleichbar, mit dem man sich Bildstreifen großformatig ansehen konnte. Dazu musste man aber erst die Zeitschrift Radio Bild erwerben, über die der österreichische Sender RAVAG Bildstreifen zu ausgewählten Sendungen zugänglich gemacht hatte. Ferner verfügt das Dokumentationsarchiv Funk über mehrere Fotoalben ehemaliger RAVAG- und ORF-Mitarbeiter, die neben den technischen Einrichtungen, mit denen man früher Rundfunk veranstaltet hat, auch den Radio-Alltag von anno dazumal zeigen. 

       

      Das DokuFunk-Archiv ist auf einem ORF-Gelände im 23. Wiener Gemeindebezirk. In einem großen Lagerkomplex findet man zunächst mehrere Büros. In ihnen findet man unter anderem Wände von Karteischränken, die bis obenhin fein säuberlich sortiert mit QSL-Karten gefüllt sind. Um das Auswerten nicht nur von QSL-Karten zu vereinfachen und auch „objektschonender“ zu gestalten, nimmt die Digitalisierung einen hohen Stellenwert ein. Dementsprechend finden sich in den Räumlichkeiten unter anderem auch Scanner für Fotos, Dias und sogar Glasplatten-Fotografien. Zudem werden auch einzelne Schriftstücke, ganze Jahrgänge einschlägiger Zeitschriften und sogar Bücher digitalisiert. Streift man durch die Büros, fallen Stapel alter Bücher und Magazine auf, die jeden freien Platz einnehmen. Dazu natürlich auch historische QSL-Karten, bei denen man auf einen Blick eine Zeitspanne von 50, 60 und sogar mehr Jahren erfasst. Immer wieder entdeckt man aber auch Fotos, teils an die 100 Jahre alt, die die Geschichte des Funkwesens zeigen. Weiter hat man ein eigenes Tonstudio eingerichtet, in dem alle erdenklichen Tonband-Formate, begonnen bei Bändern aus dem ORF bis hin zu DAT-Kassetten, wiedergegeben und ebenfalls digitalisieren werden können.

      Das eigentliche Herz der Sammlung im Dokumentationsarchiv Funk ist eine große Lagerhalle mit langen Regalreihen voller historischer Zeitschriften, Magazine, Bücher und unzähliger Ordner. Alleine im Vorbeigehen entdecken wir die Jahrgangsbücher der Zeitschrift „Radio Wien“ beginnend mit Band 1 von 1924/25. Auf weiteren Buchrücken kleben vergilbte Zettel mit Jahrgangszahlen ab den 1920ern. Zeitgeschichte pur. Da würde man gerne Tage, verbringen, um zumindest einen ganz kleinen Teil von dem wieder zu entdecken, was mitunter seit vielen Jahrzehnten in Vergessenheit geraten ist. In einem separaten Raum sind in einem nur mit Leiter zu erklimmenden hohen Regal Ton-Dokumente archiviert, also vor allem, Tonbänder. Hier schlummern ganze Sendereihen, unter anderem von der österreichischen Kurzwelle RÖI, die 2003 ihren Dienst einstellte. Weiter findet man hier auch VHS-Videokassetten, DVDs sowie unzählige CDs und Audiokassetten, durch selbst aufgenommene und per Hand beschriftet. Alleine die vermerkten Aufnahme-Daten verraten, dass hier für mehr als 40 Jahre Material erhalten wurde.

      Viele Objekte gelangen über Schenkungen ins Dokumentationsarchiv Funk. Beispielsweise gibt ein Funkamateur oder Radio-DXer seine Sammlung noch zu Lebzeiten ab oder regelt die Übergabe an das Archiv nach seinem Ableben. Auch Hinterbliebene fragen immer wieder nach, ob Interesse besteht. Auf die Größe einer Sammlung kommt es nicht an. Die Betreiber des DokuFunk freuen sich ebenso über einzelne Karten, Belege, Bilder, was auch immer. Denn schon oft genug hat sich gezeigt, dass gerade solche kleinen Überlassungen wertvolle Beiträge sind. Die Mitarbeiter suchen auch aktiv nach interessanten Objekten. Zum Beispiel auf Verkaufsplattformen. Da DokuFunk aber nicht in der Lage ist, Gegenstände käuflich zu erwerben, fragen sie bei den Besitzern nach, ob sie ihre Objekte dem Archiv kostenfrei überlassen.
       

      Text: Thomas Riegler / Digitalfernsehen.de
       

      DokuFunk-Archiv in Wien
      https://www.dokufunk.org/
       

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