Besuch der Militärgeschichtlichen Sammlung Lechfeld
Besuch der Militärgeschichtlichen Sammlung Lechfeld
Es gibt mitunter militärische Einrichtungen, die besucht werden können. Wer im Internet nachforscht, wird nicht nur auf einen „Tag der offenen Tür“ stoßen, sondern auch geregelte Besuchszeiten erfahren oder sogar ein Angebot von Sonderführungen. Am 7. Mai 2016 nahmen Mitglieder des OV C19 und weitere, über ATV geworbene Funkfreunde die Gelegenheit wahr zu einem Besuch in der „Militärgeschichtlichen Sammlung“ auf dem Bundeswehrflugplatz Lechfeld. Zu sehen gab es zweierlei.
Aus dem ältesten Truppenübungsplatz Bayerns zwischen Augsburg und Landsberg am Lech hatte sich ab 1913 ein bedeutender Militärflugplatz entwickelt. Doch auch die Elektronik und Telekommunikation war und ist am Standort wichtig. Und so war es, dass uns Herr Bischler als ehemaliger Ausbildungsleiter, inzwischen Hauptmann a.D., an verschiedenen Düsenjets vorbei, durch drei Ausstellungsgebäude führte. Diese waren angefüllt mit fliegerischen Highlights als auch mit funktechnischen und drahtgebundenen Zeugnissen sowie Geräten der IT-Geschichte. Mancher unter uns fühlte sich in seine eigene, vielleicht weit zurückliegende Studienzeit versetzt. Die Gerätschaft kam einem oft bekannt vor, wenn auch teils in Nato-grün oder mit anderen Typenbezeichnungen versehen.
Wer hätte gedacht, dass an diesem Bundeswehrstandort Lechfeld an die 4.500 Schüler pro Jahr ausgebildet werden? Was wir nicht erwartet hatten, Herr Bischler zeigte uns mit gewissem Stolz eine Vitrine mit einer Sammlung unterschiedlichster Morsetasten. Natürlich, denn er hatte den Kurzwellenfunkern früher das Morsen beigebracht. Inzwischen ist die Morse-Telegraphie im Militärischen durch moderne Digitalmodulationen abgelöst. Kurzwellenfunk wird noch angewendet, ist aber in der Bedeutung hinter Richtfunkstrecken, bei typischen Teilstreckenlängen von 50 km, zurück getreten.
Um ein frühes Beispiel zu nennen: Das Dezimeterwellengerät “Michael“, ein grauer Standschrank, war als Prototyp bei der Luftwaffe erstmals 1935 eingesetzt. Später baute man mit den Röhrengeräten ein Richtfunknetz mit einer Gesamtlänge von 50.000 km auf: Von Norwegen über Berlin und Griechenland bis Afrika und vom Schwarzen Meer bis Süditalien.
Sage einer, wir Funkamateure hätten nur Sinn fürs Hochfrequente. Es wurde auch der fliegerischen Seite volle Aufmerksamkeit zu Teil, was auch mit der reichen Geschichte dieses Flugplatzes und seiner Nähe zu den Messerschmitt-Werken zusammenhängt. Hier wurden Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt, Prototypen geflogen, aber auch fliegerische Experimente ausgeführt. Gar manche Überbleibsel zeugen davon. Oder deutlicher: Sie wurden später aus dem Erdboden ausgegraben.
Sehr gefreut hatte uns, dass wir nach Herzenslust fragen und fotografieren durften. Eine Anregung hinterließen wir auch. Nämlich den Wunsch, vielleicht doch den einen oder anderen Gestelleinschub so zu öffnen, dass Technik-Ambitionierte auch das Innenleben – also die „HF-Schlosserei“ – bestaunen können.
Am Ende waren drei Stunden „wie im Flug“ vergangen. Im Konvoi auf der 70-cm-Hausfrequenz geleitet, gelangten wir zum nahen Biergarten auf Schloß Kaltenberg. Wer sich über die Besuchsmöglichkeit der „Militärgeschichtlichen Sammlung“ informieren möchte, kann dies über den Link www.mgs-lechfeld.de tun.
So sei gern auf eine bevorstehende allgemeine Öffnungszeit der MGS hingewiesen, nämlich zum „Wasserturmfest“ auf dem Flugplatz Lechfeld am 26. Juni 2016.
Klaus Welter, DH6MAV