Der Ismaninger Wasserturm - seine Geschichte
Das linke Bild zeigt die original Handzeichnung der damaligen Baupläne aus dem Jahr 1912. Seit 1901 wurde die Gemeinde Ismaning vom Königlich Bayerischen Wasserversorgungsbureau gedrängt, die Wasserversorgung zu modernisieren. Mit Rücksicht auf die finanzielle Situation wurde das Projekt jedoch immer wieder hinausgezögert.
Im Dezember 1911 beschloss der Gemeinderat, den Bau einer Wasserleitung in Angriff zu nehmen, im September 1912 konnte das Wasserversorgungsbureau die Pläne ausarbeiten. Das Grundstück für den Wasserturm erwarb Bürgermeister Georg Kraus von Johann Prohaska, Freiherr Ritter von Poschinger verkaufte der Gemeinde die nötigen Flächen für das Quellgebiet in der Kolomannsau. Im Juli 1913 unterzeichnete man die Bauverträge und in nur 4 Monaten wurde der Turm erstellt. Am 5. März 1914 konnten die Baukosten mit 33.195 Mark und 77 Pfennig abgerechnet werden. Vertragspartner war die Unternehmerfirma Georg Weippert in München.
Der Wasserturm hat eine Höhe von 35 Metern und enthält zwei Behälter für insgesamt 130 cbm Wasser. Mit dem Wasserdruck von 3,5 atü wurden die Häuser des Ortes versorgt. Das Wasser kam vom Pumpwerk (Wasserschlößl) und wurde dort im Schacht durch Zufluß von den Hangquellen (Quellfassung) gesammelt.
Ismaning hatte 1913 ca. 2.500 Einwohner, der geschätzte Wasserverbrauch lag seinerzeit bei 300 cbm pro Jahr, später bei 750 cbm. Bis Mitte der 60er Jahre reichte die Anlage aus, um den Ort mit Wasser zu versorgen. Auch als 1966 ein neues Wasserwerk im Taxet errichtet wurde, blieb der Wasserturm als Reserve in Betrieb und diente bis 1982 seinem Zweck.
Heute übernimmt die komplette Wasserversorgung ein modernes Wasserwerk am Katzengerbel. Hier wird das Wasser aus ca. 120m Tiefe gepumpt. Dadurch erreicht das Wasser eine exzellente Qualität.
Amateurfunk im Wasserturm
Im Jahre 1982 fanden sich 15 Amateurfunker aus Ismaning und Umgebung zusammen und gründeten den Ortsverband Ismaning C32 im Deutschen Amateur Radio Club e.V.
Der Deutsche Amateur Radio Club (DARC) hat momentan etwa 42.000 Mitglieder. Diese verteilen sich auf 24 Distrikte in denen es ca. 1100 Ortsverbände gibt. Im Distrikt Oberbayern sind 37 Ortsverbände mit ca. 2600 Mitglieder zusammengeschlossen. Inzwischen hat sich der als zweiunddreißigster im Distrikt gegründete OV Ismaning auf 41 Mitglieder vergrößert.
1983 erlaubte uns die Gemeinde Ismaning den oberen Teil des Wasserturms für unsere Aktivitäten zu benutzen. Sofort begannen die Planungen für einen Clubraum unterhalb des Wasserbehälters. Dieser Raum ist als Standort für die Clubfunkstation, als Arbeitsraum und als Labor zu nutzen. Erstellt wurde ein abgetrennter, vollständig mit Holztäfelung isolierter Raum mit etwa 12m2. Alle Arbeiten wurden von Mitgliedern des Ortsverbandes auf freiwilliger Basis ausgeführt, die anfallenden Kosten wurden aus Spenden der Mitglieder und einem Kostenzuschuss des Distrikts beglichen.
Der Raum wurde als Clubstation mit einer Kurzwellenfunkstation sowie diversen UKW- und SHF-Stationen im Frequenzbereich bis 47 GHz ausgestattet. Gerade für den Sende- und Empfangsbetrieb auf diesen hohen Frequenzen bietet der Turm aufgrund seiner Lage und Höhe ausgezeichnete Möglichkeiten. Auf der Frequenz von 24 GHz (1,25 cm Wellenlänge) wurde mit selbstgebauten Stationen und geringsten Sendeleistungen (<1mW) Verbindungen mit Stationen auf dem Arber im Bayerischen Wald und der Zugspitze getätigt. Auf Kurzwelle wurden viele weltweite Verbindungen hergestellt.
Die Clubstation bietet auch unseren Mitgliedern, die keine private Funkstation betreiben können, die Möglichkeit, ihrem Hobby nachzugehen.
Seit 1985 arbeiten Mitglieder des Ortsverbandes an Projekten der AMSAT Deutschland mit. Die AMSAT ist ein internationaler Zusammenschluss von Amateurfunkern mit dem Ziel, eigene Satelliten für den weltweiten Amateurfunkbetrieb zu bauen und zu betreiben. Diese Satelliten werden in ehrenamtlicher Arbeit gebaut. Unterstützung erhält die AMSAT vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Europäischen Weltraumorganisation ESA, von Industrie und Amateurfunkverbänden aus aller Welt. Von der AMSAT Deutschland wurden federführend bisher vier komplette Satelliten, wobei die ersten drei jeweils ca. 150 kg Startgewicht hatten, gebaut. Der vierte Satellit hatte bereits ca. 650 kg Startgewicht und wurde im Jahr 2000 mit einer ARIANE 5-Rakete mit der Flugnummer V135 ins All befördert.
Drei Mitglieder des Ortsverbandes Ismaning waren bei den Startvorbereitungen des Satelliten OSCAR 13 (Orbiting Satellite Carrying Amateur Radio Nr. 13) und beim Start in Kourou (Franz. Guyana) beteiligt.
Im Herbst 1989 bekamen wir von russischen Amateurfunkern das Angebot, ein Modul für digitale Kommunikation auf einem russischen Satelliten mitzufliegen. Innerhalb von drei Monaten wurde in unserem Clubraum auf dem Ismaninger Wasserturm ein flugfertiges Kommunikationsmodul gebaut und getestet. Dieses Modul besteht aus zwei Rechnersystemen, wobei einer den mehrfachen Datendurchsatz damaliger schneller PCs besaß, sowie vier Empfängern und dazugehörigem Sendersystem. Dieses Modul wurde 1991 gestartet und arbeitet in der Umlaufbahn zu unserer vollsten Zufriedenheit. Auf dem Wasserturm befindet sich ein baugleiches Ingenieurmodell, mit welchem ausführliche Versuche gemacht wurden. Dazu wurde das Gerät mit geeigneten Sendern und Empfängern verbunden, um wirklichkeitsnahe Test durch Amateurfunker aus dem Raum München durchzuführen.
Durch die Aktivitäten unseres Ismaninger Ortsverbandes C32 bei der AMSAT wurde der Wasserturm in Artikeln internationaler Zeitschriften weltweit bekannt.
Sollten Sie an weiteren Informationen interessiert sein, finden Sie diese auf unseren Internetseiten unter www.ov-c32.de , oder unter www.darc.de und www.amsat-dl.org oder sprechen Sie uns einfach an.
Atelier im Wasserturm - Veronika Schattenmann
In der ehemaligen Wohnung des Wasserwartes im unteren Teil des Turmes befindet sich seit 1983 das Atelier der Malerin und Graphikerin Veronika Schattenmann. Frau Schattenmann hat in München Gebrauchsgraphik und anschließend Malerei studiert. In den 60er Jahren war sie als Bühnenmalerin für Puppen- und Scherenschnittfilme, sowie als Autorin und Illustratorin von Kinderbüchern tätig
Seit 1966 ist sie freischaffende Künstlerin, Mitglied im Berufsverband bildender Künstler und seit 20 Jahren Dozentin an der VHS.
Zahlreiche Einzelausstellungen und Ankäufe der öffentlichen Hand, u. a. Kirchenstiftung Schongau, Gemeinden Ismaning und Unterföhring, Bayerische Städtetag.
"Das Atelier im Wasserturm - eine Festung, die den Abstand ermöglicht, den man zum Wachsenlassen von Bildern aus Kopf und Bauch braucht, und in der man trotzdem so nah am Alltagsleben bleibt, dass man sich nicht im eigenen Inneren verliert. Veronika Schattenmann hat mit dem Turm ihr ideales Arbeitsumfeld gefunden."
(aus: Katalog Veronika Schattenmann, München 1994)
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