DXpedition von DJ1PV
Mit Basligs und Sonnensegel
DXpedition "Polillo-Island/Philippines"
von Erich Salewski, DJ1PV
Ein Plan wird geboren
Irgendwann wurde ich mit IOTA konfrontiert. Für IOTA zu funken, das ist schon etwas ganz besonderes für einen lizenzierten, deutschen Funkamateur. Das bedeutet meistens auf eine unwegsame Insel reisen und von dort mit ganz einfacher, manchmal sogar primitiver Ausrüstung in alle Welt zu funken. Die englischen Funkamateure kamen vor einigen Jahren auf die Idee, den bewohnten und von Salzwasser umgebenen Inseln eine IOTA-Bezeichnung zu geben. IOTA d.h. "Island on the air" und kann von allen Funkamateuren mit der jeweiligen Bezeichnung für Diplom-Erwerbungen und Contest -Veranstaltungen benutzt werden.
Uwe, DL1ZN und Ben, DL1NP zwei Freunde, mit denen ich fast täglich auf dem 2 m Verbindung hatte und die, wie viele andere schon reichlich Erfahrung mit IOTA hatten, taten nicht gerade wenig, um mir den IOTA-Bazillus einzuimpfen. Allmählich reifte in mir ein Plan: Da ich ohnehin in jedem Jahr mindestens einmal auf der Insel Luzon/Philippinen (IOTA-Nr. OC 094) weilte, könnte man doch auch vielleicht einmal das vielfach begehrte "Polillo Isl." (OC 091) aktivieren. Denn diese Insel ist, neben vielen anderen, ein echtes "Schmankerl" für die IOTA-Freunde. Die Insel liegt im Pazivischen Ozean, genauer gesagt in der Philippine See, also östlich von Luzon. Es gibt dort keinen elektr. Strom aus einem Netz und auch keinen Funkamateur der dort seinen Wohnsitz hat. Die Grösse wurde nach der Karte geschätzt, die genaue Einwohnerzahl nicht bekannt. Also ging ich daran den Plan zu realisieren.
Zunächst mußte ich meine Frau davon überzeugen, denn Sie ist auf Luzon geboren, daß dieses eine gute Tat sei. Außerdem mußten wir dann unsere Verwandtschaft dort dazu gewinnen. Man erinnerte sich, so wie das in großen Familien ist, daß tatsächlich auch auf Polillo Isl. entfernte Verwandte wohnen. Es galt also die Verwandten auf Polillo Isl. zu informieren um entspr. Vorbereitungen zu treffen. Der Wohnort ist Agta, ein kleinerer Ort mit etwa 600 Einwohnern, der genau an der Südspitze der Insel liegt. Die Entfernung von unserem Ausgangspunkt, der Hafenstadt Mauban an der Ostküste Luzons, beträgt rund 120 sm und würde mit einem kleinen Fischerboot, je nach Wetterlage so 4 - 5 Stunden dauern. Aber man warnte uns, denn im März / April ist die See dort sehr rauh und unruhig, plötzliche Fallwinde würden uns die Reise arg vermiesen. Es sollte also ein echtes Abenteuer werden. Dennoch, der Entschluß war gefaßt.
Die Lizenz
Zunächst galt es eine Lizenz für die Philippinen zu erwerben, für das Errichten und Betreiben einer Amateur-Funkstation. Leider hatte ich damit bisher ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Irgendwie hatte ich in den letzten 20 Jahren immer Pech damit gehabt. Um nicht in den Verruf zu kommen, meine Lizenz dort illegal erworben zu haben, wollte ich alles auf legalem Wege erledigen. Doch trotz einer vorschriftsmäßigen Anfrage auf Zuteilung einer Lizenz an das zust. Ministerium, erhielt ich eine Absage. Das war 1976 und es hieß in der Begründung: Kein Ausländer darf auf dem Territorium der "Republic of the Philippines" eine Funkstation errichten und betreiben.
Ich gab auf, die Jahre vergingen, bis mir 1984 ein Merkblatt des " Deutschen Amateur Radio Club " (DARC), über die "Bedingungen für die Gewährung einer Gastlizenz" in die Hände fiel. Inzwischen war das Gegenseitigkeitsabkommen zwischen den Philippinen und der BRD in Kraft getreten. Ein Schreiben an das "Ministery of Transportation and Communications" klärte die Sachlage: Es gab inzwischen auch Anmeldeformulare die man mir zuschickte. Aber bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, daß man doch wieder seitens der philippinischen Amtsstellen, große Hürden aufgebaut hatte: Nämlich alle ausgefüllten Formulare, sowie die Kopien der Originale, mußten notariell beglaubigt sein, d.h. nach der Unterschrift / Stempel des Notars muß dann alles beim Amtsgericht eingereicht werden, wo dann die Zulassung des Notars bescheinigt wird.
Danach sollte dann der ganze Antrag mit allen Formularen über die Deutsche Botschaft in Manila geleitet werden. Nun, was das bedeutet kann nur Jemand beurteilen, der schon mal eine ähnliche Situation erlebt hat. Es konnte Jahre dauern, weil Amateurfunk keine Dringlichkeit hatte, wohlgemerkt, das war 1984 und der damalige legale Amtsweg den ich hier geschildert habe. Das entmutigte mich erstmal für einige Jahre, bis ich dann etwa 1993 vom IOTA Fieber erfaßt worden war.
Im Frühjahr 1995 weilten wir wieder einmal in Manila. Nun war meine Stunde gekommen, so meinte ich und mobilisierte unsere dortige Verwandtschaft. Wir fuhren zum Büro der PARA (Philippine Amateur Radio Association) und machten uns dort bekannt. Die fünf weiblichen Angestellten der PARA mit Lizenz, waren von meinem Plan nicht sehr begeistert. Ich hatte den Eindruck man wollte mich abwimmeln. Man sagte uns, es sei nun wesentlich schwieriger geworden eine Lizenz zu bekommen, weil bisher viele illegal an eine Lizenz gekommen seien, habe man die Gesetze und Verordnungen verschärft. Doch ich ließ mich nicht einschüchtern und verlangte, nicht gerade unhöflich, aber doch bestimmt einen Antrag. Meine Verwandten taten ihr Übriges dazu. Schließlich erklärte sich Christy, DU1MCM bereit, mir bei der Antragstellung behilflich zu sein. Sie gab mir alle Formulare mit, die ich umgehend dort ausfüllte und wieder abgab. Nur ein neueres Führungszeugnis mußte ich noch nachreichen, ebenso die Fabrik-Nr. der Funkgeräte, die in die Lizenzurkunde eingetragen werden müssen. Es sollte aber noch fast ein ganzes Jahr dauern bis ich meine Lizenzurkunde, mit meinem neuen Rufzeichen, DJ1PV/DU1 in meinen Händen halten konnte.
Ein Jahr Vorbereitung
Die Reise nach den Philippinen war als Familienbesuch gedacht. Wobei ich dann mit meiner DU-Lizenz eine Expedition nach Polillo Island machen wollte. Der Zeitpunkt vom 09.März bis 21. April wurde, aus familiären Gründen, schon im Frühjahr 1995 festgelegt. Nun konnte ich an die Vorbereitung der Ausrüstung gehen. Alle dafür mitzunehmenden Geräte, einschl. Antennen, sollten neu angeschafft und es wurden dafür folgende Überlegungen angestellt:
- Die gesamte Ausrüstung sollte im normalen Touristengepäck unterzubringen sein. Je Person nicht viel mehr als 20 kg so sagen die Fluggesellschaften!
- Stromversorgung aus einer Autobatterie, die dort ungebraucht erstanden werden sollte. Nachlademöglichkeit vorher am Zielort erfragen.
- Antennenlitze für längere Drahtantennen und Speisekabel, beides als Leichtgewicht.
Ausbreitungsvorhersagen: Alle Möglichkeiten der Ausbreitungsvorhersagen ausschöpfen, um auch in Europa und Deutschland gehört zu werden.
Im Herbst '95 wurde eine Reise nach Bochum angetreten. Dort gab mir eine namhafte Fa. die Gelegenheit, die z.Z. am Markt befindlichen Klein-Transceiver gleichzeitig an verschiedenen Antennen zu testen. In CW und SSB machte ich mit drei Geräten Betrieb. Es waren der TS 50 von Kenwood, der IC 706 von Icom und der DX 70 von Alinco. Größere Unterschiede waren nicht feststellbar. Ich entschied mich für den DX 70, weil er für mich in CW mehr Comfort bietet. Gewicht nur 2,7 kg. Dazu ein Netzteil von Emtron EPS 20 S , einen Antennentuner manuell EDX-1 von Alinco, einen weiteren Antennentuner MFJ 948 , sowie für CW den autom. Keyer ETS 8c. Den größten Engpaß bei der Geräte Beschaffung erlebte ich auf der Suche nach einer batteriegespeisten Linear-Endstufe ! Den für mich sehr hohen (Wahnsinns-) Preis hätte ich wahrscheinlich noch geschluckt, aber nicht das Gewicht !!! von 24 kg. Darum entschied ich mich ohne Linear zu reisen, in der Hoffnung , in Manila noch etwas passendes zu finden.
Ähnlich schwierig erwies sich die Wahl der richtigen Antenne. Da nur Drahtantennen infrage kamen, wollte ich doch versuchen verschiedene Antennensysteme auszuprobieren. Dafür orderte ich 100 m Flachbandkabel 450 Ohm "Hühnerleiter" , einen Fritzel Balun 1:6 , sowie 200 m leichte Antennenlitze und div. Kleinteile wie Isolatoren, Klemmen etc. Was den Antennenbau betrifft, so muß ich an dieser Stelle meinen Funkfreund Karl, DL9VA lobend erwähnen, der mir einige vorgefertigte Anschluß- und Klemmstücke zuschickte, die ich dann später gut einsetzen konnte. Vorgefertigt hatte ich mir bereits eine Stromsummenantenne nach DL1VU.
Da wir immer mit zwei Koffern reisen, wurde ein Koffer nur mit der Funkausrüstung gefüllt, der dann beim Einchecken rund 27 kg wog, was gerade noch akzeptiert wurde.
Mit den Ausbreitungsbedingungen auf KW sah es sehr, sehr schlecht aus! Jemand, der schon öfters eine DXpedition unternommen hat, würde sagen: Es ist Zeit und Geldverschwendung, in einer Zeit des absoluten Sonnenfleckenminimums eine solches Unternehmen zu starten. Er hätte sicherlich Recht, wenn ich nicht entgegnen könnte, daß es sich hierbei um eine Urlaubsreise, kombiniert mit DX-Versuchen handelt. So nahm ich denn alle Hinweise und gutgemeinten Ratschläge auf und stellte mir ein Konzept zusammen: Ich verabredete mit DL9VA an bestimmten Tagen Skeds auf 20 m mit genauer Zeit- und Freqenzangabe. Ebenso machte mich DF8LX auf der Int.-Segler-Freq. 14,313 MHz mit den Feststationen bekannt, so daß ich hier immer eine Möglichkeit besaß mit Euro-Stationen in Kontakt zu kommen, denn lange vorher konnte ich diese Freq. beobachten und feststellen, daß hier immer etwas lief, ganz egal wie die Bedingungen waren. Von DF6LA und DL2DBE erhielt ich Computerausdrucke von PACKET-RADIO über die neuesten Langzeitvorhersagen der Ausbreitungsbedingungen auf den einzelnen Bändern. Auch IOTA-DL mit DK1RV hat dafür gesorgt, daß die Aktion im Inn- und Ausland bekannt gemacht wurde. In den meisten Runden und Rundsprüchen wurde darüber berichtet, ebenso in den Funkmagazinen. Enttäuscht war ich dann, als die Lizenzurkunde eintraf und darin einige Beschränkungen verzeichnet waren. So durfte ich von 14,100 bis 14,275 MHz , auf 18 MHz und 24 MHz nicht funken.
Die finanzielle Belastung für ein solches Unternehmen ist natürlich beträchtlich. So habe ich versucht einen Sponsor zu finden. Die meisten Firmen sagten sofort "nein", andere z.B. japanische sagten zuerst zu, aber meldeten sich dann nicht mehr. Obwohl gerade die JA-Hams die größten Nutznießer davon sind, wenn ich an die fast 2100 QSL-Karten für JA denke.
An Ort und Stelle
Der Flug von Kiel nach Manila über Ffm und Bangkok verlief reibungslos. Zwei Tage in Manila zum Besuch von Verwandten und einkaufen im Duty Free sind obligatorisch. Mir war bekannt, daß das Lichtnetz in Mauban recht stark schwankt. In der Hauptbelastungszeit, ab 16 Uhr geht es langsam runter bis 160 Volt, was mein kleines Netzteil natürlich nicht mitmacht. So beschloß ich hier gleich ein autom. Regeltrafo zu kaufen. Wir haben dann versucht bei allen bekannten Vertretungen und Dealern der HF-Branche eine passende Linear-Endstufe zu erwerben. Aber nach einem halben Tag suchen gaben wir es auf. Es mußte also auch mit nur 100 Watt gehen. Nach zwei Tagen wurden wir von einem Schwager, der in Mauban ein Fuhrgeschäft betreibt, abgeholt. Für seinen Wagenpark hat er eine offizielle Funk-Lizenz im 2m Band bekommen, da konnte ich nur staunen.
Mauban liegt in der Provinz Quezon, etwa 160 Straßenkilometer, westlich von Manila entfernt. Eine Kleinstadt, mit ca. 5000 Einwohnern, direkt an der Küste gelegen. Die ersten 100 km bis Lucena kommt man über die Autobahn sehr schnell voran, aber danach kommt eine sehr schlechte Straße mit großen Schlaglöchern, so daß man nur im Schrittempo fahren kann. Nach der Ankunft wurde sofort Ausschau nach geeigneten Antennenstützpunkten gehalten. Aber es stellte sich leider heraus, daß einige der höchsten Kokospalmen, bei einem Taifun verlorengegangen waren. Andere wiederum standen nicht in brauchbarer Richtung nach DL. Ich mußte einen Kompromiß finden, zumal meine vorgefertigte Antenne, zwischen zwei Kokosbäumen von ca. 8,50 m Höhe, noch zu lang war. Nach dem ersten Einschalten war ich sehr enttäuscht. Der örtliche Störpegel (QRM) ging zeitweise auf S9 herauf. Hervorgerufen durch Kettensägen der nahen Fischerbootswerft, das konnte ja heiter werden! ! ! Kein DX-Verkehr zu hören, nur einige DU/JA/VK Stationen. Aber es war klar, die Zeitverschiebung zu DL war immerhin 7 Std. und in Mauban war es am Abend des 12. März. Ich kam aber gleich auf 20 m in eine SSB-Runde hinein, die jeden Abend ablief . Hier erfuhr ich alles was für einen OM und DXer in asiatischen Ländern wichtig ist. Hauptakteur war Claus, DL5VJ/DU1 aus Makati/Manila der auf einem Hochhaus saß und mit 1 KW und R 7 arbeitete. Oder auch Rolf, HS0 / OE2REL und Wolfgang, KC6DI/ DL7AVB die mit großen Leistungen operierten. Letztlich kam bei diesen Gesprächen heraus, daß mir zu meinem Glück nur noch eine tüchtige Endstufe fehlte !!! Am nächsten Tag baute ich die Antenne wieder um und änderte auch die Richtung. Ich begann mit CW und arbeitete eine Reihe von Stn. aus JA/HS0/ UA0/ VK/ BV/ BY/ HL, aber Amerika war auch nicht zu hören. Das 20m Band war für DX völlig dicht. In der Nacht war die Antenne abgerissen und mir wurde klar, der leichte Antennendraht war für eine Baumaufhängung nicht geeignet. Die Schwankungen der Baumkronen war so stark, daß der Draht trotz Rollen und Federn, nicht standhalten konnte. So mußte ich denn auf die Suche nach geeignetem Antennendraht gehen. Schließlich fand ich bei einem KFZ-Händler eine Kupferlitze, 4mm stark, isoliert, die dann auch alle Stürme überdauert hat.
Am 14.3. kam ich auf 14.313 MHz erstmals in die Int. Seglerrunde und hatte in der Folgezeit ständig Kontakt mit Harald, ZK1DH/MM einem Deutschen, der in Tauranda New Seeland beheimatet war. Etwas später hörte ich meinen Freund Arno, DK4BP / DK0MC am Steinhuder Meer und konnte ihn auch arbeiten mit 5+8 aber ich freute mich über den 1. SSB-Kontakt mit DL, auch wenn er mir nur 3+4 gab. Am 15.3. ebenfalls auf 14.313 MHz kam ich in Kontakt mit Carlo, EA8CS auf Teneriffa, Rapporte 5+9/5+5, er betreut ständig die Segler und arbeitet als ausgez. Relaisstation nach DL. Durch ihn kam ich das 1. Mal mit meinem Nachbarn in Kiel, Hans Herbert, DF8LX in Verbindung. Die Rapporte lagen aber nur so eben über der Grasnarbe. Eines war mir aber inzwischen klar geworden: Hatte die Gegenstation eine gute Antennenanlage und etwas mehr als nur 100 Watt, dann kam trotz schlechter Bedingungen immer eine Verbindung zustande. Wichtig war dabei natürlich die genaue QRG und genaue QTR die vorher schon abgesprochen sein müssen. Am 17.3. zu Sked mit DL9VA um 13 Uhr UTC auf 14.275 MHz hatte ich eine neue Idee, ich ging auf CW und um 1 KHz höher und plötzlich kam Karl mit guter Lautstärke herein. Gleich darauf kam auch Uwe, DL1ZN noch dazu. Diese Verbindung kam leider nicht täglich zustande, die Bedingungen waren doch sehr wechselhaft. Inzwischen hatte ich über 300 Stationen in CW gearbeitet, die meisten aus JA,VK,BV,BY aber auch aus ZL, YC,HS0,LU,HH, DU,UA0, VE, aber noch keine W Station. Zeitweise wurden die Bedingungen jetzt besser. Auf 14,027 MHz kamen in den folgenden Tagen Stn. aus I , OE, G und EA durch, die ich auch arbeiten konnte.
Auf Polillo Island gelandet
Gleich nach dem wir am 12.03. in Mauban angekommen waren, hatte ich versucht die Seefahrt nach Polillo zu organisieren. Meine Frau war täglich unterwegs um mit der Verwandtschaft alles vorzubereiten. Ich drängte immer wieder, um endlich nach Polillo Isl. aufzubrechen. Aber ich wurde immer hingehalten mit dem Hinweis, vor dem 20.03. sei es zu gefährlich. Wir charterten ein kleines schnittiges Fischerboot, machten damit eine Probefahrt und verabredeten uns für den 24.03. Aber in der Nacht kam ein starker Sturm auf und es regnete die ganze Nacht und den folgenden Tag. Wir wurden wieder gewarnt. Schließlich gab auch der Bootseigner auf und wir mußten uns ein größeres Boot suchen. Ich hatte inzwischen alles verpackt und so gut es ging auch vor Spritzwasser geschützt, auch die Batterie. Doch am 28.03. ging die Fahrt los, mit einem Wellengleiter, denn die Boote haben keinen Kiel und auch kein Schwert, dafür aus Bambusstangen die seitlichen Ausleger, genannt "Basligs". Sie sollen dem Boot bei Seegang die nötige Stabilität verleihen.
Als wir aus dem Küstenbereich herauskamen, begann es wieder zu regnen und ein starker Wind kam auf. Die See kam zunächst genau von vorne, so daß wir gegenan steuern mußten. Doch als wir in der freien See waren, wurden die Wellenberge höher und höher. Ich dachte mir als alter Seefahrer, nun wird er umkehren müssen, aber ich hatte mich getäuscht, der Bootsführer blieb hart. Er steuerte das Boot von einem Wellenberg zum anderen. Wenn der Bug eintauchte , kam die Schraube achtern hoch. So ging das Spiel Stunde um Stunde. Wir machten ganz wenig Fahrt. Zu sehen war nichts, der Himmel regenverhangen, die Brecher peitschten über das Deck. Wir waren inzwischen alle naß bis auf die Haut. Nur ein leichtes Sonnensegel über dem Deck im Dreieck gespannt, schützte uns wenig. Alle acht Personen waren enger zusammengerückt. Meine Frau wurde Seekrank und ich versuchte sie zu beruhigen, mit einigen Salmies. Ich versuchte ihr die Situation so rosig wie möglich zu schildern, es gelang mir. Nach über fünf Stunden hatten wir endlich das Abenteuer überstanden. Wir landeten genau an der Südspitze der Insel und dort liegt Agta. Das kleine Dorf war unser Ziel. Aber wie der Bootsführer es geschafft hatte, ohne Kompaß und ohne Sicht genau dorthin zu gelangen, blieb mir ein Rätsel. Als wir unsere Füße auf die Insel setzten, fühlten wir uns wie neugebohren. Wir waren müde und abgespannt.
Bevor wir uns ausruhen konnten, mußte erst ein wichtiger Gang erledigt werden, nämlich zum Bürgermeister. Der begrüßte uns freundlich. Holte gleich alle verfügbaren Sitzgelegenheiten hervor. Neben unseren Verwandten, die uns begleiteten, war wohl das halbe Dorf um uns herum versammelt. Ich hatte für ihn eine Kopie der Lizenzurkunde gemacht und bat ihn, für mich auf einer QSL-Karte einen Stempel zu setzen. Nun durfte ich ganz legal auf der Insel meine Funkstation aufbauen und betreiben. Die Insel hat eine Größe von 605 qkm, sie ist die größte von 16 kleineren Inseln die zum Polillo Archipel gehören Sie sind vulkanischen Ursprungs und liegen auf einer unterirdischen Plattform. Die Bevölkerung ist eine Mischung aus Tagalen, Visayas und Malaien. Die Sprache ist Tagalog.
Am nächsten Morgen, in aller Frühe, sollte die Antenne so schnell wie möglich hoch. In der Nacht hatte es geregnet und die Kletterexperten wollten nicht sogleich auf die nassen Palmen steigen. Doch nach anfänglicher Diskussion stieg der Jüngste auf die von mir ausgesuchte, etwa 12 m hohe Palme und machte ein Ende der Antenne fest. Leider war der Abstand zur nächsten Palme nicht lang genug und ich mußte das letzte Ende wieder schräg nach unten spannen. Aber hier waren die Signale wesentlich stärker. Das örtliche QRM nicht vorhanden, weil eben kein Strom und somit keine E-Masch. störten. Nun kam auch DX durch. Die erste Stn., die ich arbeiten konnte, war N7EB mit 5 7 9 und auch ich bekam 5 5 9. Nun, nachdem ich das erste Mal CQ de DJ1PV / DU1 OC 091 gerufen hatte, ging es so richtig los. Sogleich kamen die W-Stn. durch und es entwickelte sich sofort ein dickes Pile Up. Zwei Tage kam ich nicht richtig zum Schlafen, bis der erste Ansturm vorüber war. Aber dann streikte meine neue Batterie. Glücklicherweise hatte mein Vetter eine, die er mir leihen konnte. Aber sie war alt und hielt immer nur 2 Stunden. Ich mußte dann pausieren und konnte mich dafür ausschlafen. Ich hatte noch Glück, daß am Ort ein Kino war und ich nicht weit zum Aufladen gehen mußte. Mit der Antenne habe ich noch viel experimentiert. Aber da die Bedingungen sehr wechselhaft waren, konnte ich während der 16 Tage auf Polillo Isl. nicht genau feststellen, welche Antenne eindeutig besser war. Dafür war die Zeit zu kurz. Angefangen mit der Windom, der Stromsummen-, dem 80 m Dipol, der Delta Loop, oder mit Senkrecht-Strahler, konnte ich auf den Bändern von 40 m bis 15 m arbeiten. Natürlich dank meiner beiden Tuner, die ich wechselweise benutzt habe. Aber zu jeder Antenne mußte ich mir vorher eine Abstimmtabelle machen, sonst hätte der Bandwechsel zu lange gedauert.
Aber die Stn. aus Europa blieben immer rar. Anfang April wurde es etwas besser, aber nach dem 10.04. ging dann wieder alles abwärts auf Null. Trotzdem habe ich viele schöne QSO`s getätigt mit USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Alles was dazwischen liegt. Der Hauptanteil aller QSO`s aber wurde mit JA- Stn. geführt. Wenn man bedenkt , daß Japan ohnehin den größten Anteil der Funkamateure in der Welt stellt und man dann vor ihrer Haustür steht, ist es nicht verwunderlich. Insgesamt wurden fast 3500 Verbindungen gezählt. Es hat für mich sehr viel Spaß gemacht und ich glaube auch meinen Gegenstationen. Das beweisen nicht zuletzt die vielen Direkt-QSL`s, die ich zu Hause vorfand , als ich am 19.04. wieder in Kiel gelandet war.
Erwähnen möchte ich noch ein besonderes Erlebnis für mich: Mehr durch Zufall kam ich eines Tages in die tägliche VK-Runde auf 14.307 MHz. Besonders dankbar bin ich Rudi , DL3DW aus Hagen, der mich immer angerufen hat, auch wenn es mal nicht so gut ging. Ebenso Robert,VK4BMI sowie Kurt, DL5MDB/EA6 und Hans, VK4AOU.
Fazit :
Wenn auch das Ergebnis für DL-Stationen unbefriedigend geblieben ist, so bin ich selbst, trotz aller Mühen und Kosten nicht enttäuscht. Es war innerhalb meiner 46-jährigen Funkamateur-Tätigkeit ein wunderschönes Erlebnis.