Vorwort zur Chronik OV NØ6

Vorwort

 

Tradition bewahren heißt nicht Asche aufheben, sondern eine Flamme am Brennen halten.

Jean Jaurès


„Amateurfunk, meine Damen und Herren, das ist Zukunft.“

Im Bundestag 1997

 

Wozu diese Chronik geschrieben ist und worum es eigentlich auch geht

Wir möchten Ihnen hier vom Deutschen Amateur Radio Club (DARC) in Gelsenkirchen berichten. Ziel ist es, die Jahre von den Anfängen bis zur Gegenwart episodenhaft zu erzählen. Natürlich gab und gibt es auch ‚Funksportler’, die nicht dem DARC angeschlossen sind. Von ihnen wird auch die Rede sein, aber wir wollen eben die Geschichte des Vereins erzählen. Funkamateure, die die Zeit nicht selbst erlebt haben, können sich so ein Bild vom organisierten Amateurfunk machen, wie er einst war. Und diejenigen, die bisher nichts oder wenig über Amateurfunk wissen, bekommen einen besonderen Einblick in dieses Hobby. Besonders deshalb, weil sie auch etwas über die nicht-technische Seite der ‚Funker’ erfahren. Bevor wir aber richtig loslegen, sei von völlig unvorbelasteten Lesern eine erste Frage erlaubt: Was ist denn das überhaupt, Amateurfunk? In einem Lexikon lesen wir: „Amateurfunk ist ein nichtkommerzieller, weltumspannender Funkdienst, der aus rein persönlichem Interesse und nicht beruflich betrieben wird. Die Teilnahme am Amateurfunk setzt den Besitz einer Amateurfunklizenz voraus und wird durch das Amateurfunkgesetz geregelt. Dem Amateurfunk sind bestimmte schmale Frequenzbänder im Kurz- und Ultrakurzwellenbereich zugewiesen.“ Auf diesen Frequenzen werden dann mit unterschiedlichen Geräten und Betriebsarten Verbindungen hergestellt. Man spricht, man telegrafiert, man überträgt Bilder, sendet Daten und so weiter.

In Politik und Gesellschaft haben die Funkamateure ein hohes Ansehen – Stolz und Dilemma zugleich. Amateurfunk wirkt nicht nur der Technikfeindlichkeit entgegen, er bildet Funktechniker für Not- und Katastrophenfälle aus und er steht für Innovation der Kommunikationstechnik. Amateurfunk ist mehr als die hochqualifizierte Beschäftigung mit der Funktechnik in der Freizeit und mehr als die Kommunikation der Funkamateure untereinander. In sozialer Hinsicht vermittelt Amateurfunk den kranken, blinden und älteren Funkamateuren einen neuen Lebenssinn und schafft durch seine auf Völkerverständigung ausgerichteten weltweiten Funkkontakte täglich neue menschliche Beziehungen.

Der Amateurfunk lässt sich also nicht auf eine typisch männliche Faszination einer besonderen Spielart der Technik reduzieren (tatsächlich sind höchstens 10% der Funkamateure weiblich). Das Dilemma ist nun, dass alle diese gewichtigen Dinge oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Wenn Außenstehende zufällig Zeugen der Aktivitäten werden, fragen sie sich (zurecht) oft, was das Ganze soll. Da werden unverständliche oder belangslose Informationen ausgetauscht, die teilweise rituellen Charakter aufweisen. Die Verbindung als Selbstzweck ist nicht leicht zu vermitteln. Vielleicht ein Grund mehr, hier in Wort und Bild genauer zu erläutern, wer diese seltsame Spezies ist, die sich stundenlang ohne Unterbrechung und schmerzfrei dem Wellenrauschen hingeben kann.

Es steht das Bemühen im Vordergrund, auch Außenstehenden einen Einblick in die Myste-rien des Funkens zu ermöglichen. Wichtige Begriffe werden zwischendurch erläutert. Auch der Einsteiger bekommt so mehr Rückenwind.

Der Aufbau erfolgt chronologisch. Eigentlicher Startpunkt ist die Vereinsgründung 1951. Wenige Sätze beleuchten aber auch die Zeit davor. Jahrzehnt für Jahrzehnt arbeiten wir uns vor bis zur Gegenwart. Fast jede Dekade des Bestehens des Vereins hat eine ganz besondere Prägung erfahren. Entweder durch das besondere Wirken einzelner Vorstände und ihrer Vorsitzenden, durch die Interessen der aktiven Mitglieder oder auch durch den jeweiligen ‚Zeitgeist’.

Innerhalb der Kapitel wird die chronologische Vorgehensweise durchbrochen. Hier sind die Ereignisse zu thematischen Blöcken zusammengestellt. Am Ende jedes Kapitels sind wichtige Daten als Zeitreihe zu finden.

Das Zusammentragen der Informationen wurde von zahlreichen Menschen, ob nun Funkamateur oder nicht, innerhalb und außerhalb des Clubs ermöglicht. Sie aber alle aufzuzählen, würde zu weit führen. Diese Chronik ist als ein Gemeinschaftswerk der aktiven und ehemaligen Funkamateure und ihrem ‚familiären Unterstützungsnetzwerk’ im Verein aufzufassen.

Ein Letztes. Unserem Mitmenschen können wir es oft nicht verzeihen, wenn er anders denkt, wenn er andere Grundsätze vertritt als wir selbst. Das politische Leben ist voller Auseinandersetzungen über die richtige Meinung. Auch im Amateurfunk ist das so. Immer wieder stoßen wir auf zum Teil erbittert geführte Streitereien darüber, was der wahre Amateurfunk sei und wie man sich jeweils zu verhalten habe. Mit Blick auf die vergangenen Konflikte mag uns die Empfehlung eines großen Philosophen helfen. Die Geschichte lehrt uns, frei nach Spinoza, des Funkamateurs Tun weder zu belachen, noch zu beweinen, noch zu verabscheuen, sondern zu begreifen. Vielleicht hilft das auch, sich zu versöhnen und gemeinsam daran zu arbeiten, dem Amateurfunk die Zukunft zu erhalten.

 

Thomas Risse, DF7XF, im Juli 2005

 

 

Die Erarbeitung der Chronik liegt nun schon über ein Jahrzehnt zurück, und die technischen Möglichkeiten haben sich in dieser Zeit rasant weiter entwickelt. Nunmehr bietet uns der DARC eine Plattform, auf der diese Chronik nun auch mit Bildern und sonstigen Dokumenten aus alter und neuer Zeit den interessierten Lesern zugänglich gemacht werden kann. Thomas´ Texte sollen daher im Folgenden entsprechend ergänzt werden. Ebenso ist die Fortführung bis zum aktuellen Jahr vorgesehen. Dass dieses Vorhaben einige Zeit in Anspruch nimmt, kann sich sicherlich jedermann vorstellen. Die geplante Aufarbeitung wird also abschnittsweise in unregelmäßigen Zeiträumen erfolgen. Sollte jemand ergänzende Informationen, Bilder oder Dokumente beisteuern wollen, so berücksichtige ich diese gern (siehe Email-Adresse auf der Startseite).

 

Klaus Vogt, DK3NB, im Juni 2018

 

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