Die Frage, ob wir mit unserer Clubstation „DL0SN“ am SSB-Fieldday 2013 teilnehmen wollten, kam erst gar nicht auf. Mit der Beteiligung an der 2012er Ausgabe waren wir seit 20 Jahren regelmäßig dabei und hatten jedes Mal unseren Spaß gehabt. Und außerdem waren wir in 2012 mit einem ersten Sieg in unserer Teilnahmeklasse auch besonders belohnt worden.
Am 29. August tagte der „Radio Chicken Camp Contest Club“ (RCCCC) in gemütlicher Atmosphäre, um die nötigen Vorbereitungen zu besprechen. Es ging um die vorgesehene Antennen-Konfiguration und um ein paar taktische Belange. Schließlich stand im SSB-FD eine mögliche Titelverteidigung an und Funken, um bloß dabei zu sein, wollte auch niemand.
Bereits im letzten Jahr hatte es sich bewährt, mit dem Aufbau unserer Fieldday-Station schon am Freitagnachmittag zu beginnen. Wenn die wichtigsten Antennen schon einmal stehen, lässt sich alles Weitere am Samstag noch aufbauen und herrichten – natürlich durfte auch die Zapfanlage am „Bierbaum-Biergarten“ keinesfalls fehlen. Dann wäre uns der Wohlfühl-Faktor abhandengekommen…
Am Samstag wurde dem Pneumatik-Mast mit dem Vier-Element-Beam und den Draht-Dipolen noch eine neue Antenne zur Seite gestellt. Eine „Butternut HF2V“ wurde in etwa 10 Meter Höhe aufgestellt und mit sogenannten, abgestimmten „elevated Radials“ versehen und abgespannt. Die Antenne ist für den Betrieb auf dem 80- und 40-Meter-Band vorgesehen. Ob sie schon im Fieldday nutzbar sein würde, war noch nicht klar. Aber Amateurfunk ist ja auch immer Experimentierfunk.
Und obwohl es von Freitag auf Samstag einen erheblichen Wetterwechsel und Temperatursturz gegeben hatte, gab es noch andere Faktoren, die uns doch ins Schwitzen brachten. Die Konfiguration der Contest-Software in Verbindung mit dem Funkgerät und einer wiesentauglichen Internetverbindung (für den DX-Cluster) machte Probleme. Aber kurz vor Beginn des Wettbewerbes hatten wir dann doch alles am Laufen und „DL0SN/Portable“ war sende- und empfangsbereit.
Unser Zug- und Arbeitspferd Uwe, DL9US machte sich ans Werk und arbeitete zuerst die möglichen Verbindungen auf dem 10-Meter-Band ab – man weiß nie, ob am zweiten Tag dazu noch brauchbare Bedingungen herrschen. Das Logbuch füllte sich, je länger der Contest andauerte. Wie üblich wurden, nach dem Arbeiten auf den höheren Frequenzen, im Laufe der Nacht „Schlagzahlen“ auf 80 Meter gemacht. Am Sonntagmorgen, es war wohl gegen 05.30 Uhr Küchenzeit, wurden wir von einem Gewitter förmlich überrollt und mussten eine kurze Zeit lang den Betrieb einstellen. Glücklicherweise zog das Unwetter – in der Nähe hatte es sogar einen kleinen Tornado gegeben – schnell weiter und hat unsere Rate nur wenig beeinflusst. Am Sonntag wechselte sich das Arbeiten auf den höheren Bändern mit QSO-Serien auf dem 40-Meter-Band ab.
Am Ende standen 965 Funkverbindungen und rund 540.000 Punkte im Logbuch. Unsere erste, eigene Einschätzung: nicht schlecht für eine Station der Low-Power-Klasse. Dank unserer guten Antennen konnten wir die ganze Welt problemlos erreichen, u.a. kamen Stationen aus El Salvador, Botswana, Malaysia, Mongolei und Australien ins Log. Die Station wurde am Sonntagnachmittag müde, aber zufrieden mit dem Ergebnis, abgebaut und verstaut. Außer den Antennen: die sollten noch einmal gebraucht werden – am kommenden Wochenende zum WAE-Contest.
Meiner Meinung nach ist der „Worked All European DX Contest“ – kurz WAE – mit dem QTC-Verkehr der anspruchsvollste Wettbewerb im Contest-Kalender. Außerdem sind nur Funkverbindungen zwischen europäischen und außereuropäischen Stationen zu werten; das macht die Hürde nochmals höher. Aber nach zwei, drei Jahren des Übens und dem Sammeln wertvoller Erfahrung, schauten wir der Sache wieder einmal zuversichtlich entgegen.
Unser Antennen-Garten hatte noch weiteren Zuwachs bekommen: zum besseren Hören auf den niedrigen Frequenzen waren noch zwei 180 Meter lange „Beverage-Antennen“ aufgestellt worden. Diese Gebilde sollten insbesondere in den Nächten von großem Wert sein.
Ab Freitagnachmittag wurde die Station auf der Pritsche eines LKW aufgebaut; diesmal mit einer Linear-Endstufe, denn wir wollten in der Multi-OP-Klasse starten und da gibt es keine „Low-Power-Abteilung“. Die Station wurde eingerichtet und bis zum Beginn am Samstagmorgen um 02.00 Uhr war auch noch reichlich Zeit zum Testen. Wie erwartet wurden wir überall sofort und gut gehört. Weil wir wieder nur drei Operator für 48 Stunden durchgehenden Funkbetrieb waren, wurden die Besuche am „hauseigenen Biergarten“ reduziert, aber nicht eingestellt.
Und weil es so üblich ist, war es wieder „uns Uwe“, DL9US, der den Contest mit einer extrem langen Schicht von etwa sieben Stunden mitten in der Nacht von Freitag auf Samstag starten musste. Als Stefan, DJ8WK, morgens an die Station zurückkehrte, hatten sich bereits Probleme bei der Konfiguration Funkgerät – Notebook – Internet-Verbindung mit UMTS-Stick eingestellt. Die wichtige Verbindung zum DX-Cluster funktionierte nicht mehr. Dies führte zu einer etwa einstündigen Unterbrechung, aber leider nicht zu einer hundertprozentigen Lösung. Dennoch fanden wir einen Weg, um zumindest wieder an Informationen aus einem Cluster zu kommen, auch wenn diese nicht unmittelbar im Logbuch-Programm nutzbar waren.
Der Funkbetrieb wurde wieder aufgenommen und QSO um QSO geloggt. Tagsüber und bis spät in die Nacht hinein wurden die recht guten Ausbreitungsbedingungen auf 20, 15 und 10 Meter genutzt, mit den gewohnten Serien nach Nordamerika am Nachmittag und Abend. Nach den ersten 24 Stunden stand der QSO-Zähler bei 925 – nicht schlecht. Uwe und Peter, DL4KM, schlugen sich auch die zweite Nacht um die Ohren mit Fokus auf die wertvollen Multiplier auf dem 80-Meter-Band. Am frühen Morgen gab’s dann die ersehnte Ablösung durch den „Heimschläfer“ DJ8WK. An Tag 2 wurde das Bemühen um QTCs verstärkt. Dies sind Rückmeldungen, die von den Nicht-Europäern an europäische Stationen vergeben werden können. Zu maximal 10 vorangegangenen Funkverbindungen werden Zeit, Rufzeichen und Seriennummern genannt. Sowohl die QTC-abgebende Station, als auch die QTC-aufnehmende Station erzielen damit wertvolle, zusätzliche Punkte. Weil nicht jeder das schnelle, diktatartige Tippen der übermittelten Daten gewohnt ist, ist dies nach wie vor unsere Schwachstelle.
Wenn der Contest dann in die dritte Nacht geht, sehnt man sich unterschwellig doch das Ende herbei. Dennoch herrschte auch am Sonntagabend noch reger Funkverkehr. Rund 250 QSOs und fast ebenso viele QTCs in den letzten 5 Stunden stellten den Abschluss dieses Wettbewerbes dar. Den 1.608 DX-Funkverbindungen standen 1.185 QTCs zur Seite und zusammen mit den erreichten 640 Multiplikatoren ergab das ein Ergebnis von 1.786.240 Punkten; nochmals etwa 20 Prozent mehr als im Jahr 2012. Die beiden letzten Mohikaner, DL4KM und DJ8WK, setzten die Station am frühen Montagmorgen außer Betrieb.
Gegen 10.00 Uhr morgens ging es dann an den letzten Akt: die Station und vor allem all die guten Antennen – die man zu Hause in der Form bestimmt nicht hat! – mussten abgebaut und verladen werden, um in ihre jeweiligen Läger zurück gebracht zu werden. Offensichtlich verfügen wir über ein eingespieltes Team, denn die Wiesen waren nach gut drei Stunden geräumt und nach einem abschließenden „Maikäferflugbenzin“ konnte der Heimweg angetreten werden. Die drei Operator, die sich 48 Stunden Funkbetrieb geteilt hatten, kannten dabei nur ein Ziel: ein Bett!
Vor allem, weil der „Spaßfaktor“ bei unseren Wettbewerbsteilnahmen nicht zu kurz kommt und die Versorgung mit Essen & Getränken (eigentlich gab’s ja nur Bier und Kaffee) als hervorragend zu bezeichnen ist, war das Fazit – trotz eines gewissen QTC-Mangels – sehr positiv. Allen, die zum Gelingen dieser Contests beigetragen haben, sei ein herzliches Dankeschön gesagt. Das gilt auch für die beiden Landwirte am „Hühnerkamp“, die uns zum wiederholten Mal die Benutzung ihres Geländes gestattet haben.
Es ist noch eine lange Zeit bis dahin, aber wir hoffen, dass „DL0SN“ im Herbst 2014 wieder weltweit zu hören sein wird…
Stefan, DJ8WK