Funkspaß: Begegnung auf der Schwäbischen Alb im November
(Durch Anklicken werden die Bilder groß dargestellt)
Beflügelt von dem frühlingshaften Novemberwetter bei fast 20 Grad machte ich mich zu einer größeren Radtour von Pfullingen(410 m) zum Roßberg (869 m) auf. Im Gepäck waren ein Handfunkgerät und eine Digitalkamera. Über hügeliges Gelände erreichte ich bald Gönningen, und musste dann den Drahtesel schnaufend und schweißtreibend über 25 % Anstieg zum Roßfeld hinaufschieben. Oben angekommen, blitzte in der nachmittäglichen Sonne in der Ferne eine Antenne, neben einem Wohnmobil. Das konnte nur ein Funkamateur sein! In der Tat, Eckehard DO2ETM aus P08 war gerade beim Antennenaufbau, und es war für mich klar, dass ich ihm hierbei helfen wollte. So stoppte ich hier und nahm gern den Capuccino an. Mit der schon vorhandenen X-200 konnte ich nicht widerstehen, gleich QRV zu werden. Denn die Lage läßt weite Verbindungen auf UKW zu. DG2SI aus dem Raum Sinsheim (nahezu 100 km) meldete sich auf meinen CQ Ruf (FM). Mit nur 10 W auf beiden Seiten schlug das S-Meter auf S9 aus! Die KW schalteten wir nicht an, die Zeit pressierte. Doch Echolink wollte Eckehard kennenlernen und über 2 m führten wir ein nettes QSO an den Chiemsee mit Alfons DG8CAW. Ich schoß noch ein paar Bilder, ehe ich half, den Masten für die 11 m hohe 11-Element-Yagi in die Senkrechte zu bringen. Eine Seilwinde machte die Arbeit zum Kinderspiel, so dass Eckehard nun hofft, am Wochenende viele weite SSB-Verbindungen zu tätigen. Ein Benzinaggregat sorgt für den nötigen "Saft". Bei Einbruch der Dunkelheit gings in rasender Abfahrt nach Hause. Es war ein Ausflug über 36 km, der Herz, Lunge und Kreislauf so richtig in Bewegung brachte.
Resultat: Die Waage zeigte am nächsten Morgen 1 kg weniger an!
Amateurfunk - Faszination eines Hobbys
Freitagabend, 13. August, 17.40 Uhr. Ein Wochenende steht vor der Tür. Unfreundliches, nasskaltes Wetter lädt nicht gerade zu großen Vorhaben ein. So schalte ich als begeisterter Funkamateur wieder einmal meine Kurzwellen-Station ein. Das 40-m-Exklusiv-Band ist um diese Zeit durch starke Sender schon stark gestört. Der Abstimmknopf bleibt bei 7059 KHz stehen. Aus dem Lautsprecher höre ich den hektischen und lauten Ruf einer deutschen Station in Italien. Sie sucht dringend Kontakt und Hilfe mit Deutschland. Ich fühle mich angesprochen und melde mich unter dem mir von der Bundesnetzagentur (früher Deutsche Bundespost) zugewiesenen Rufzeichen. Gleich der erste Anruf hat Erfolg. Ich erfahre, daß die drei deutschen Freunde bei Bozen in 1500 m Höhe ein Zeltlager mit Funkausrüstung aufgeschlagen haben und einer von ihnen wegen einer akuten Erkrankung dringend ein bestimmtes Medikament benötigt. Aber nur der Name des ehemaligen Arztes ist bekannt. Es heißt schnell handeln, da die Verbindung wegen der Störungen jederzeit abreißen kann. Über die Fernsprechauskunft erreiche ich die Arztpraxis und fünf Minuten später, nach einem Rückruf, habe ich den Namen des Medikaments und kann ihn an den Erkrankten weitergeben. Als Dankeschön vereinbaren wir den Austausch von QSL- Karten (Empfangsbestätigung). Nicht jede Funkverbindung in Phonie oder Telegraphie verläuft so dramatisch wie an jenem Abend, wobei Hilfeersuchen zum Glück selten vorkommen. Aber im "Tagebuch" oder Logbuch spiegelt sich die ganze Faszination eines Hobbys mit hohem Freizeitwert wider. Wer kommt nicht ins Schwärmen, wenn ihm über Kontakte mit einem Forschungsschiff im Polarkreis (SL8AEN/mm), mit Missionsstationen in Chile (CE6BCR) und auf Sumatra (YB6ADZ), mit dem Vatikan (HV1CN) oder mit den Falklandinseln (VP8QP) berichtet wird?
Vielleicht hat der eine oder andere einmal versucht, KW-Stationen mit seinem Kofferradio oder Weltempfänger zu empfangen. Mit ein wenig Glück konnte er der Unterhaltung zweier Funkfreunde auf den zugelassenen Bändern zwischen 10 und 160 m lauschen und dies mit einem sog. Hörerbericht bestätigen, der dann von beiden oft mit einer schönen QSL- Karte beantwortet wurde. Aber besser eignen sich hierfür spezielle KW-Empfänger, die die Hochfrequenz direkt in Sprachsignale verarbeiten und evtl. anschließend verstärken. Über einen solchen 0-V-2 (0 = Empfänger ohne HF-Vorstufe, V = Audion, 2 =2fache NF- Verstärkung), bereits in den 50er Jahren als Freizeitbeschäftigung noch mit Röhren aufgebaut, fand ich vor gut 30 Jahren zum Funkhobby. Bis zur Lizenz war ich eifriger Kurzwellenhörer (SWL) und verschickte QSL-Karten, die von den gehörten Stationen leider nur zu selten beantwortet wurden.
Zum Betreiben eines Senders muss aber eine Lizenz bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) erworben werden. Dazu ist im Gegensatz zum Freizeitfunk (CB-Funk) eine schriftliche Prüfung bei der nächstgelegenen Außenstelle der BNetzA in den Sparten Technik, Betriebskenntnisse und Gesetzeskunde abzulegen. Wer auf der Kurzwelle arbeiten möchte, hatte früher zusätzlich Fähigkeiten im Hören und Geben von Telegraphiezeichen (Morsezeichen) nachzuweisen. Seit kurzer Zeit wird aber der Zugang zum Amateurfunk durch eine Einsteigerklasse E erleichtert. (DO....). Bereits im jüngsten Alter darf man unter Aufsicht mit einem Ausbildungsrufzeichen (DN...) Betrieb machen. Der jüngste Funkamateur in unserem Ortsverband war damals gerade 12 Jahre alt.
Funkamateure kommen aus allen Bevölkerungsschichten, aber insbesondere von dort, wo die Technik eine Rolle spielt. Es können aber auch interessierte Schüler an Clubstationen ihrer Schulen frühzeitig zu diesem vielseitigen, weltumspannenden Hobby finden, das nicht nur zum Gedankenaustausch auf technischer Ebene und zum Experimentieren anregt. Es dient auch der Verbesserung von Sprach- und Landeskenntnissen und gewährt einen Einblick in die Lebensgewohnheiten fremder Völker. Oft entwickeln sich daraus lebenslange Freundschaften. Dabei bleibt die Aktivität nicht auf Phonie und Telegrafie beschränkt. Weitere Betätigungsfelder sind Funkfernschreiben (RTTY), Amtor (seit ca. 1980) und Pactor (seit 1990) für Funkübertragungen via Modem auf Kurzwelle, Weitverbindungen über Amateurfunksatelliten, über den Mond oder Meteorscatter als Reflektor. Ein Highlight war eine UKW-Verbindung über die ISS zu einer Berliner Station (DH1KH). Auch für Amateurfunkfernsehen (ATV) sind wir im Raum Reutlingen durch analoge und digitale ATV-Relais gut versorgt. Schmalbandfernsehen (SSTV) stellt eine andere Art von TV via Kurzwelle dar.
Die rasante Weiterentwicklung und der rapide Einzug der Personalcomputer in die Privathaushalte blieb auch auf den Amateurfunk nicht ohne Einfluß. Eine neue, faszinierende Betriebsart PACKET RADIO entstand in den frühen 90er Jahren. Weltweit entstanden Packet Radio Netze und Mailboxen, in die sich Funkamateure einloggen können und dort amateurfunkspezifische Nachnichten auslesen oder an Funkfreunde versenden können. Auch europa- oder weltweiter Chat, ähnlich dem Internet-Chat, ist möglich. Der Ortsverband Reutlingen investierte schon sehr früh in Packet- Radio mit den Digipeatern DB0PRT und DB0RTP. Auch war er einer der Vorreiter in Deutschland mit einem 2 MBit/s- Link. Viele digitale Betriebsarten mit einem breiteren Angebot als sie Handy und SMS bieten, ermöglichen heutzutage weltweite sichere Verbindungen in Wort und Bild, die jedem kommunikativen Menschen viel Freude bereiten werden. Weitere Informationen gerne über mich oder bei einem Besuch unseres Klubabends in Reutlingen jeden 1. Freitag im Monat erfragen.
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