Amateurfunker peilen den Nachwuchs an

METTMANN · Auf Knopfdruck mit der ganzen Welt sprechen: Das fasziniert Amateurfunker. Doch auch sie müssen das Interesse junger Menschen wecken. Am Samstag öffneten sie ihre Clubräume.

Von Thomas Peter

 Premiere in Mettmann: Zum ersten Mal hat sich der DARC-Ortsverband Neandertal am Internationalen „Kids Day“ der International Amateur Radio Union (IARU) beteiligt. Mit dem Aktionstag, der vom amerikanischen Amateurfunkverband ins Leben gerufen wurde, sollen Kinder und Jugendliche für das technisch-naturwissenschaftliche Hobby begeistert und Nachwuchs für die Community gewonnen werden. Denn der Amateurfunk ist nicht nur ein Kommunikationsmittel für Krisensituationen, falls Telefonnetze und Satelliten ausgefallen sind; er dient im Alltag der Völkerverständigung. Zum ersten Kids Day in Mettmann kamen noch recht wenige Interessierte, doch der Anfang ist gemacht: Weitere Aktionen rund um den Nachwuchs sind in der Vorbereitung.

Der DARC-Ortsverband R09 Neandertal hat seinen Sitz im Gebäude der Musikschule an der Düsseldorfer Straße, wo sich auch die Räume der VHS und des Ordnungsamts befinden. Hier treffen sich die Mitglieder einmal pro Woche „zum Klönen und Schrauben“, und hier befindet sich die fest installierte Technik für optimalen Funkbetrieb im Sprach- und CW-Bereich (CW wird fürs Morsen benutzt). Der Verein hatte sich überlegt, das Programm zu splitten: Von 16 bis 17:30 Uhr sollten zunächst die jüngeren Kinder (bis Klasse 4) erste Schritte mit einer kindgerechten Rallye durchs Haus machen. Danach, wenn auch jenseits des Atlantiks in Amerika die Funker ihren Dienst aufgenommen haben, sollten die Älteren Gelegenheit bekommen, selbst Hand an die Geräte zu legen und Funksprüche abzusetzen. „Das ist ein Kompromiss. Wir haben unseren Terminplan nicht an die amerikanische Zeit angepasst“, erklärt Bernhard Zimmermann.

Info   Drei weitere Termine für Kinder und Jugendliche

Der Amateurfunk ist eine offizielle Sparte der Radioübertragung. Man muss eine Lizenz erwerben, Gesetze beachten und darf nur dafür freigegebene Frequenzbänder (z.B. ab 7000 Kilohertz) benutzen. Dank der Erdatmosphäre können langwellige Strahlen um den ganzen Globus geschickt werden. Der OV Neandertal plant, sein Engagement für den Nachwuchs fortzusetzen: beim Girls Day (27. April), beim Tag der Schulen (5. Mai) und/oder beim nächsten Kids Day im Juli.

Neben Zimmermanns Enkelsohn war Alva die erste, die den fünfstufigen Rundlauf in Angriff nahm. Im Clubraum bekam sie eine Karte, mit der sie sich anmelden und auf der sie später ihre Ergebnisse eintragen konnte. Jede Funkstation verfügt über eine Art Visitenkarte mit Logo und QSR-Code, mit der sie weltweit identifizierbar ist; die Anmeldekarte war die Visitenkarte des OV R09. Die erste Aufgabe war, die Station am Ende des Flures zu finden und die Abkürzung „HNY“ (Happy New Year) zu morsen. Dafür gab es den ersten Stempel von Thomas Daniels, der verriet, dass man mit einiger Erfahrung das schnelle Piepsen des Morsegeräts verstehen könne, ohne nachzudenken. „Wie bei jeder Sprache gehört das Lernen und Wiederholen dazu. Mit der Zeit hört man nur noch die Eselsbrücken, die sich zu jedem Buchstaben eingebürgert haben“. Beim Morsen werden sehr viele Abkürzungen benutzt, die aus der englischen Sprachen stammen.

Jeder Funker weltweit benutzt das lateinische Alphabet mit der internationalen UNO-Buchstabiertafel, egal, ob er in einem Land mit kyrillischem, griechischem oder japanischem Alphabet lebt. So wird Thomas Daniels‘ Identifikationscode DL1EEL am Sprechfunk etwa „Delta Lima One Echo Echo Lima“ buchstabiert. Die Kinder können das Sprechen am Funkgerät an der nächsten Station bei Edgar Ruppenthal ausprobieren. Knopf drücken fürs Sprechen, Knopf loslassen fürs Zuhören, und nach Geschmack am Ende „Over“ sagen. Für den Anfang reichen dafür lizenzfreie Handfunkgeräte, die den klassischen Walkie Talkies entsprechen.

Wer alle Stempel auf seiner QSR-Karte gesammelt hat, darf in den Clubraum zurückkehren und eine Halskette oder ein Armband zum Mitnehmen basteln. Der Gag dabei ist, zweifarbige Holzperlen so aufzufädeln, dass der eigene Vorname in Morsezeichen dargestellt wird. Während Alva mit ihrem Vater über das Erlebte plaudert, erscheint ihr 13-jähriger Bruder in der Tür, der am Programm für die höhere Altersgruppe teilnehmen möchte. „Am leichtesten ist es, Kinder anzusprechen, deren Eltern selber technikinteressiert sind“, sagt Bernhard Zimmermann.

TME Mettmann | 9. Januar 2023
Gepiept – ein frohes, neues Jahr
Von Thomas Reuter

Die Amateurfunker aus dem Neandertal beteiligten sich am Internationen Kids Day und planen
weitere Events - zum Beispiel zum anstehenden Girls Day.

…. = H -. = N -.– =Y

Ein Piepen hallte über den Flur. Ganz konzentriert wünschte Alva allen ein frohes neues Jahr.
Auf eine ganz besondere Art und Weise. Die Siebenjährige durfte im Rahmen des
Internationalen Kids Days der Amateurfunker unter anderem ein Morsegerät ausprobieren.
Zum ersten Mal nahm der Ortsverband Neandertal des Deutschen Amateur-Radio-Club e.V.
(DARC) am Internationalen Kids Tag der Amateurfunkverbände teil. Initiator des Events ist der
amerikanische Amateurfunkverband ARRL. Ziel des Tages ist es, Kindern und Jugendlichen das
Hobby des Funkens näherzubringen und einen Teil zur Völkerverständigung zu leisten.
Alle Kinder durften eine Funkrallye bestreiten. Als Laufkarte bekam jedes Kind die QSL-Karte
des Ortsverbandes. Diese nutzen Amateurfunker normalerweise, um den Funkkontakt zwischen
zwei Stationen zu bestätigen und zu bewerten. Jetzt sammelten die Kinder damit von jeder
Station der Rallye einen Stempel. Dabei lernten sie, “Happy New Year” zu Morsen, ein
Funkgespräch mit Handfunken zu führen und ihren Vornamen nach internationalem
Funkalphabet zu buchstabieren. Im Anschluss durften sie sich ein Armband mit ihrem Vornamen
nach dem Morsealphabet gestalten.
“Ab 18 Uhr werden die Funkbedingungen besser”, erklärte Bernhard Zimmermann,
Hauptorganisator des Kids Days in Mettmann. “Darum erreichen wir dann auch andere
Funkstationen.”
Die Station in Berlin habe ihren Kids Day schon um 14 Uhr gestartet, die Niederländer und
Belgier erst um 18 Uhr. Auch die Amerikaner waren im Laufe des Abends zu erreichen.
Ab 18 Uhr durften dann alle Jugendlichen ab der fünften Klasse tatsächliche Funksprüche
absetzen und sich mit anderen Jugendlichen auf der ganzen Welt austauschen. Kam ein Kontakt
zustande, wurden dann unter anderem Name, Alter und Lieblingsfarbe ausgetauscht. Am Ende
gab es für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Urkunde.
Die Vereinsmitglieder sind sich sicher, der Tag war ein voller Erfolg! Die Kinder und
Jugendlichen seien begeistert gewesen und könnten es kaum erwarten, wieder eine Möglichkeit
zum Funken zu bekommen. Das nehmen die Amateurfunker zum Ansporn. weitere Events für
jungen Technikinteressierten zu planen und zu veranstalten. „Wir werden bald den GirlsDay
Ende April und auch den Tag der Schulen in die Planung mit aufnehmen“, freute sich
Zimmermann.