Ein paar der Mitläufer gucken schon noch etwas verdutzt. Schäfer verweist auf die vielen Ausspielwege, nicht zuletzt auf Tablet und Handy. Und darum sei es jetzt opportun, von Video oder von Bewegtbild zu sprechen. Die BR-Leitung will das auch so! Fakt ist, dass – nochmal die alten Begriffe verwendet – Hörfunk und Fernsehen und das Internet nun in einem Gebäude konsequent zusammengefasst sind. Neuer Begriff: Trimedialer Journalismus. (Lässt sich übrigens googeln.)
Das neue Gebäude ist nur wenige Stockwerke hoch, aber dafür 190 Meter lang. Um die Begriffswelt anzureichern: In dem Längsgebäude sind natürlich auch Sozial Media, Newsrooms, Redaktionen, Studios und die Regien angesiedelt. Was halt alles zum Rundfunkmachen, sorry, zum Trimedialen dazugehört. Die ganze Kommunikation läuft über IP-Netzwerke. Gemeint ist wirklich alles! Also auch das Kameraausgangssignal. Auf einem Steckboard an der Wand sehe ich jede Menge Glasfaserkabel. In einem anderen, noch nicht eingerichteten Studio ausschließlich Schuko und RJ45. Koaxkabel kommen künftig nirgends mehr vor. Produziert wird im Bewegtbildbereich ausschließlich in High Definition (HD mit 50 B/s), im Ton fast kein Dolby5.1 (Surround-Sound) mehr. Argumentiert wird, dass selten Hintergrundgeräusche anfallen. Als Kolumnist füge ich an: Da wird von der Aufnahme bis zur Abmischung deutlich Personal gespart.
Heizkörper im herkömmlichen Sinne gibt es keine mehr. Zur Klimatisierung wird die Abwärme der Geräte genutzt. An den hohen und niedrigen Decken entdecke ich Brandmelder und merkwürdige Schläuche und Wülste. „Da fällt die Kälte raus.“ Aha, die Scheinwerfer - ich sehe hunderte davon – mögen eine ordentliche Wärme erzeugen. Ganz so heftig ist es aber nicht mehr. Die alten Brenner werden bei Umzug in den Neubau gegen LED getauscht. Auch verbreiten sich zunehmend LED-Leuchtpanele.
Noch lange ist nicht alles und jeder umgezogen. Doch dank IP kein Problem. Da sitzt die Regie, gemeint die Bildmischer, und die, die Kameras und Mikrophone fernsteuern, zum Teil im Neubau, die Studios teilweise noch im Altbau auf dem Campus. Die Zukunft heißt auch Robotic-Kameras (Kameras beim BR künftig ausschließlich Sony) und LED-Wände für unterschiedlichste Hintergrund-Darstellungen. Über die Zukunft des Hochhauses in München-City - weithin on top lesbar sind BR und ARD - ist nichts Definitives zu erfahren. Aber, einen solch repräsentativen Standort gleich neben dem Bahnhof gibt keiner gern auf. Am Ende muss Personal eingespart werden. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hatte den besichtigten und die kommenden Neubauten natürlich abgesegnet. Die Zeitenwende im Rundfunk ist eingeleitet.
Psst! Ein Ungenannter in der Gruppe weiß mir noch eine Äußerung von Tom Buhrow zu erzählen. Buhrow war Intendant des WDR und bis 2022 Vorsitzender der ARD. Wenn es nach ihm ginge, würden alle Dritten Fernsehprogramme ausschließlich im Streaming angeboten. Vorerst sei ein solcher Gedanke vom Tisch.
Reportage von Klaus Welter, DH6MAV, auf Einladung der FKTG.