Die Anfangsjahre

Die Geschichte dessen, was heute der OV S09 des DARC ist, reicht zurück in das Jahr 1956. Die DDR hatte seit 1953 ein Amateurfunkgesetz, und es war dem Sachsenwerk (heute VEM-Gruppe) ein dringendes Anliegen, selbst eine Amateurfunkklubstation zu besitzen. Insbesondere die Gewerkschaft wurde in dieser Richtung aktiv, und so wurde OM Herbert Rietschel auf einen dreiwöchigen Lizenzlehrgang nach Halle-Oppin geschickt.

Ein solcher Lehrgang umfasste damals nicht nur die Erlangung der Lizenz selbst, sondern es wurde auch versucht, wesentliche Baugruppen der künftigen Funkstation auf dem Lehrgang fertigzustellen. OM Herbert kam daher mit einem Empfänger und Teilen für einen Sender zurück sowie mit dem Rufzeichen DM3KPL. Weitere OMs, insbesondere OM Manfred Trautmann, komplettierten den Sender zur Funktionsfähigkeit. Da OM Herbert in der Folge selten an der Klubstation mitwirkte, jedoch regelmäßige Bestätigungen für Rundsprüche sowie Teilnahme an den Versammlungen der Stadtorganisation erwartet wurden, nahm OM Manfred regelmäßig dessen Aufgaben als „Herbert“ wahr. War es anfangs ein Rx 1V2 und ein 3stufiger Tx, so stellte das Sachsenwerk später einen Allwellenempfänger „Dabendorf“ zur Verfügung.

OM Manfred bemühte sich in der Folge um den Erwerb seiner eigenen Lizenz, und nach einigen Anläufen, bei denen der CW-Teil der Prüfung vorerst an seiner Aufgeregtheit scheiterte, erhielt er schließlich am 1. Juli 1957 seine eigene Lizenz. Damit konnte er fortan DM3KPL nun statt als „Herbert“ unter seinem Funknamen „Fred“ betreiben. Etwas später erhielt OM Manfred dann auch sein persönliches Rufzeichen DM2BBL. Sein letztes Rufzeichen war DL2DQB. Manfred ist leider silent key per 15. August 2014.

Das „K“ in DM3KPL war das äußere Kennzeichen, dass es sich um eine Klubstation handelt. Da dies aber auch anderweitig am Rufzeichen sichtbar war (Einzelgenehmigungen benutzten alle den Präfix DM2), wurde das „K“ später weggelassen, sodass die Station DM3PL hieß. Die sogenannten Mitbenutzer bekamen dann einen zusätzlichen Buchstaben im Suffix, von „Z“ beginnend rückwärts zugeteilt. Der erste Mitbenutzer hatte also DM3ZPL, der zweite DM3YPL usw.

Die Klubstation war von Anfang an im Kulturhaus des Sachsenwerks untergebracht, einem Gebäude mit großem Saal und vielen Nebenräumen, welches bereits 1952 in Betrieb genommen worden ist. Uns stand dabei ein eher winziger Raum zur Verfügung, der eigentlich hätte eine Toilette werden sollen, jedoch aus hygienischen Gründen nie dieser Bestimmung übergeben werden konnte.

Die 1970er und 1980er Jahre

Anfangs zogen wir mit Tongenerator, Kopfhörer und Hörleiste durchs Haus, auf der Suche nach einem freien Raum, wo wir Ausbildung machen könnten. Das Sachenwerk stellte uns später einen Schulungsraum im Werk zur Verfügung. Mit 10 Hörerplätzen durch ein Funkpult 10 machte die Ausbildung dann richtig Spaß.

In den 1970er Jahren erlebte die Ausbildung neuer OMs und YLs eine Blüte. Das Sachsenwerk kaufte für die Klubstation einen Transceiver „Teltow 215C“, sodass uns dieses Gerät bereits zu einem Zeitpunkt zur Verfügung stand, da die GST gerade anfing, ihre Klubstationen flächendeckend damit auszurüsten. OM Manfred hat das Gerät mit der Fertigungsnummer 211/76 Ende 1976 eigenhändig in Teltow abgeholt, sodass es Anfang 1977 bei DM3PL in Betrieb gehen konnte. Das Gerät repräsentierte den Stand der Technik seiner Zeit, die darin benutzten mechanischen Filter genießen auch heute noch einen guten Ruf.

Unter anderem erwarben folgende YL und OMs in dieser Zeit ihre Lizenz:

  • Prof. Matthias Hahn, DM3WPL, Y43XL, DL1DTC; leider im April 2011 nach langjähriger Krankheit viel zu jung silent key
  • Bernd Ponetka, DM3UPL, Y43VL, Y33TL, DL2DXA
  • Jörg Wunsch, Y43TL, DL8DTL
  • Manuela Sobierajski, DM3TPL, Y43UL
  • Lutz Zienert, DM3VPL, Y43WL, DL3DTW

Ab dem Jahr 1980 stellte die DDR ihren Rufzeichenpräfix von ehemals DM bis DT auf Y2 bis Y9 um. (Der Präfix DT wurde tatsächlich zuweilen benutzt, später jedoch wurden DS und DT an Südkorea neu vergeben.) Die Klubstation bekam damit ihr Rufzeichen Y43ZL. Die Mitbenutzer bekamen im neuen Schema keinen zusätzlichen Buchstaben mehr eingefügt, sondern wurden ab „Y“ beginnend gezählt; Y43YL war also der erste Mitbenutzer. Zusätzlich gab es ab 1980 standardmäßig an allen Klubstationen ein Ausbildungsrufzeichen mit dem Buchstaben „A“ (hier also Y43AL), mit dem angehende Funkamateure unter Aufsicht eines lizensierten Amateurs regulären Funkbetrieb durchführen durften.

In den späten 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich auch eine nette Gepflogenheit: regelmäßig einmal im Jahr gab es ein Portabel-Wochenende. Im Jahr 1979 wurde dies für die Teilnahme am IARU Region 1 Fieldday Contest genutzt, bei dem DM3PL mit einem guten Platz abschnitt. Später entwickelte sich dies jedoch davon unabhängig zur eigenständigen Tradition, bei der uns der Weg Jahr für Jahr ein Wochenende lang in das kleine Dörfchen Cunnersdorf in der Sächsischen Schweiz führte.

Nachdem der zuvor dort befindliche Jugendklub aufgelöst worden war, bekamen wir 1984 den für uns idealen ehemaligen Filmvorführraum, der sich im Dach des Kulturhauses (über dem großen Saal) befand und von außen über eine separate Treppe zugänglich war (vermutlich aus Brandschutzgründen; 1952 waren Filme noch aus Zelluloid). Von da gab es einen direkten Ausstieg aufs Dach und damit gute Möglichkeiten für den Zugang zu unseren Antennen.

Nach 1990: OV S09 des DARC

Nach der Ausgründung des Radiosportverbandes der DDR (RSV) aus der GST im Jahr 1990 und dem Anschluss der DDR an die BRD schloss sich letztlich der RSV am 1. Januar 1991 dem DARC an. Damit wurde aus der Klubstation des Sachsenwerk der OV S09. Für ein Klubstationsrufzeichen wollte der neue Staat jedoch extra Geld sehen, sodass wir fortan kein solches mehr besaßen.

Gemäß den „üblichen Gepflogenheiten“ dieser Zeit konnte das Sachsenwerk sein Kulturhaus nicht mehr erhalten. Damit hatte auch die Amateurfunk-Klubstation keine Unterstützung mehr. Das Kulturhaus wurde an einen Diskothekbetreiber verpachtet. Die „moderne Technik“ des Diskothekbetreibers hinderte uns zunehmend an der Ausübung des Funkbetriebs, da sie oft genug nicht EMV-sicher genug war, um gegen 100 W auf Kurzwelle gewappnet zu sein. (Auch in den 1980er Jahren gab es regelmäßig Diskotheken im Kulturhaus, aber Kurzwelleneinstrahlung war damals nur selten ein Problem.)

Im Jahr 1995 ging es mit der Diskothek im Kulturhaus wirtschaftlich bergab. Unser nettes Shack wurde uns wegen vorgeblichen Eigenbedarfs gekündigt, die verlangte Miete für den als Ersatz angebotenen Raum stand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Wenig später brannte der große Saal vollständig aus. Die Umstände wurden nie geklärt, allgemein wird von Brandstiftung ausgegangen. Da wir nun kein ständiges Domizil mehr hatten, war die Klubstation damit endgültig Geschichte. Seither treffen wir uns nur noch zur OV-Runde auf 2 m und einmal monatlich zum OV-Abend.

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