Amateurfunk Themen

Erfolgreiches DX auf 50MHz (Stand Juni 2020)

Vor-Vorwort:


Seit April 2020 dürfen nun auch DL-Stationen in einem Teilsegment des 50 Mhz-Bandes mit der generell genehmigten Ausgangsleistung senden. Zusammen mit digitalen Betriebsarten, insbesondere FT8, tun sich neue Gesichtspunkte für eine erfolgreiche dx-Tätigkeit auf dem 6m-Band auf. Auch DJ6AM musste dazu zum Teil neu lernen. Die Ergebnisse dieses Lernprozesses wollte ich eigentlich hier zusammenfassen und der 6 m-dx-Gemeinde zur Verfügung stellen.


Durch einen Zufall fand ich heraus, dass das ein befreundeter om schon getan hat und zwar so gut, dass ich es mit Sicherheit nicht besser gekonnt hätte. SM7FJE, Bo, war so freundlich, mir zu gestatten, seine Texte zu übersetzen und hier zu veröffentlichen.


Da wir gerade mit unserer Tochter einen Englisch-Profi zum Pfingstbesuch hatten, haben Vater und Tochter einen gemeinsamen schöpferischen Tag verbracht. Hier kommt das nach bestem Wissen und Gewissen verfasste Ergebnis.



Vorwort:


Zuerst ein freundlicher Rat:

Beginne niemals auf 6 Meter zu arbeiten - das macht süchtig!


Wenn Du trotzdem versuchen willst, auf 6 Meter zu arbeiten, wirst Du bald feststellen, dass Du in Sachen Ausbreitung viel umdenken musst. Wenn Du aus höheren Frequenzen kommst, wirst Du die Ausbreitungsmodi aus den Kurzwellenbändern treffen. Wenn Du aus den Kurzwellenbändern kommst, kommen die VHF-Ausbreitungsmodi hinzu. Infolgedessen ist es manchmal sehr schwer zu definieren, welcher Ausbreitungsmodus vorhanden ist. Es kann alles von einem einzelnen Modus bis hin zu einer Mischung aus zwei oder mehr Ausbreitungsmodi sein. Ein Beispiel ist der Betrieb einer Station in Argentinien mit nach Nordwesten ausgerichteter Antenne. Das empfangene Signal wird durch Aurora verzerrt (an den Polarlichtvorhängen reflektiert) und dann von der F-Schicht aufgefangen, die das Signal nach Südamerika bringt. Die Ausbreitung über die E-Schicht, spradic E genannt, ist für uns Operator, die wir in Nordeuropa leben, oft die erste dx-Verbindung. Ein weiterer Sprung kann z.B. mit Hilfe von Trans Equatorial Propagation, TEP, erreicht werden, wodurch es möglich wird, mit Stationen im südlichen Afrika zu arbeiten.

Je mehr Du 6 m benutzt, desto mehr wirst Du den Nervenkitzel und die Überraschungen auf 6m genießen. Du wirst auch feststellen, dass viele Band-Öffnungen nur eine oder wenige Minuten lang (oder sogar kürzer) sein können, während andere Öffnungen stundenlang laufen können. Eines ist sicher - sehr wenig ist auf diesem Band vorhersehbar.

Wenn es keine Ausbreitung außer Moonbounce gibt, ist EME ebenfalls eine Option, die mir gefällt.

Wenn Du tiefer in diese Seite eintauchst, wirst Du mehr erfahren.



Aurora


Das funkelnde Licht des nördlichen und südlichen Polarlichts (von Funkamateuren Aurora genannt) ist ein Reflektor für Funksignale, mit dem Entfernungen bis zu etwa 2000 km überbrückt werden können. Für Stationen, die sich in Nordeuropa befinden, ist dies ein guter Ausbreitungsmodus, um die Stationen auf Entfernungen unter 800 Kilometern zu arbeiten, was sonst aufgrund der geringen Entfernung schwierig sein kann. Aufgrund der Tatsache, dass sich der Polarlichtvorhang bewegt und nicht homogen ist, ist der CW-Ton bei Reflexion kein Ton mehr, sondern eher ein Summen. Aus diesem Grund ist es schwierig, sowohl sehr schwache Signale als auch SSB-Signale zu lesen. Bei starken Polarlichtern wird der Ton besser und damit auch die Lesbarkeit auf SSB. Starke Polarlichter können sich auch in einen Ausbreitungsmodus umwandeln, der als Aurora E bezeichnet wird, bei dem der Ton sauber ist und Entfernungen bis zu 5000 km oder mehr überbrückt werden können.



F2


Viel höher in der Ionosphäre als die E-Schicht findest Du die F2-Schicht, die es Dir ermöglicht, durch Mehrfachsprünge jeden Winkel der Welt zu erreichen. Leider ist die F2-Schicht nur um das Maximum der Sonnenflecken-Relativzahlen herum nützlich und aktiv, was bei 50 MHz alle 11 Jahre der Fall ist. Mit den zurzeit schwächeren Sonnenhöchstwerten ist F2 ein Modus, den die meisten von uns nicht in größerem Umfang erleben werden. Wenn wir Glück haben, wird es ein paar Öffnungen um den nächsten Gipfel herum geben, aber wer weiß, was sie bringen werden.



MS


Ein sehr faszinierender Ausbreitungsmodus ist die Meteoritenreflektion, MS, bei der die Signale beim Eintritt in die Erdatmosphäre auf die ionisierte Spur eines verglühenden Meteors gelenkt werden. Jeden Tag fallen Tausende kleiner Partikel aus dem Weltall auf die Erde. Einige von ihnen werden die Reise beenden, aber viele von ihnen werden verbrennen und eine Spur hinterlassen, die die Radiowellen reflektieren kann/wird. Bei einer Reihe von Gelegenheiten treffen größere Gruppen von Meteoriten, Schauern, auf unseren Planeten, und diese können vorhergesagt werden, da sie jedes Jahr zum gleichen Zeitpunkt zurückkehren. Während der Schauer ist es möglich, auf den 28-432 MHz-Amateurbändern QSO's zu machen. Auf 6 Meter können die reflektierenden Bahnen ziemlich lang sein, was kurze CW- und SSB-QSOs ermöglicht. Digitale Modi wie JT6M oder MSK144 erlauben es Ihnen jedoch, auch die sehr kurzen Reflexionen zu nutzen.

 


EME


Erinnerst Du Dich? Beginne nie auf 6 Meter zu arbeiten - das macht süchtig! - Hier ist meine nächste Warnung: 6 m EME macht noch mehr süchtig!


Das 6-Meter-Band ist manchmal sehr unattraktiv, d.h. wenn es keine Spur von Ausbreitung oder Aktivität gibt. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, die Aktivität aufrechtzuerhalten, indem man die Ausbreitung von EME (Erde-Mond-Erde) nutzt. In diesem Fall verwendest Du den Mond als passiven Reflektor. Du sendest Dein Signal auf die Oberfläche des Mondes und dort wird es reflektiert zurück zu einer Station, die sich überall auf der Erde befinden kann, solange beide Stationen den Mond über dem Horizont haben. EME ist aufregend und süchtig machend, aber es ist auch lohnend für uns, wenn wir so viele Ländern wie möglich arbeiten wollen. Für Stationen in Nordeuropa könnte es die einzige Chance sein, mit Stationen z.B. im pazifischen Raum zu arbeiten.

Da viel Sendeleistung verloren geht (der Mond ist ein lausiger Reflektor), ist es ein Muss, eine gute Antenne zu haben, aber alles von einer 5-Elemente-Yagi wird funktionieren, wenn die Ausbreitung optimal ist und die

Station, die Du zu arbeiten versuchst, einen guten Aufbau hat.



Es


Die so genannte sporadische E-Schicht (Es) ist das Ergebnis einer Ionisierung in der E-Schicht, die sich in der Ionosphäre befindet. Diese Ausbreitung ist während der Sommerperiode sehr häufig, kann aber tatsächlich zu jeder Zeit des Jahres auftreten. Sie kommt auch am häufigsten während der Zeit des Sonnenaufgangs vor, kann aber bei extrem starker Ionisierung auch während der ganzen Nacht auftreten. Normale zurückgelegte Entfernungen sind 800-2400 km. Während sehr aktiver Perioden kann das Signal bei der Landung nach dem Aufprall auf die E-Schicht auch auf einem 2., 3., 4., 5. und 6. Aufprall starten! Dadurch können große Teile der Erde mit viel Glück bearbeitet werden. Einer der Nachteile von Es ist, dass die reflektierende Fläche in der Ionosphäre sehr klein sein kann, so dass Du nur Rauschen hörst, während Dein Freund, der nur wenige Kilometer entfernt ist, berichtet, dass DX-stn stärker als lokale Stationen sind. Wenn sich das Reflexionsgebiet bewegt, wirst Du meistens auch die Chance haben, diese dx-stn zu hören. Dieses Verhalten hilft den Stationen, die nicht so gut für die Arbeit mit den entfernten seltenen Stationen ausgerüstet sind, da Du die einzige Station sein kannst, die in diesem Moment hörbar ist. Schlussfolgerung: Es ist entscheidend, aktiv zu sein, wenn etwas passiert, und nicht, wie leistungsfähig Deine Station ist!

Einige andere Dinge, die es wert sind, beachtet zu werden, sind, dass, wenn das Es stark ist, man tatsächlich Rückstreuung (Back-scatter) erhalten kann, was es möglich macht, Stationen viel näher als normal zu arbeiten. Sie können auch Rückstreuungen aus mehr als einer Richtung hören (ich habe Stationen gehört, die aus 3 verschiedenen Richtungen gleichzeitig Spitzenwerte erreichten!) Wie Du unter TEP lesen wirst, kann das Es manchmal Dein Ausbreitungsmodus für die ersten 1000-2000 km sein, und der zweite Sprung ist eine Verbindung zum TEP. Für uns in Nordeuropa ist dies oft ein Muss, wenn wir afrikanische Stationen südlich des Äquators arbeiten wollen.



TEP


Die transäquatoriale Ausbreitung, TEP, ist ein Ausbreitungsmodus, bei dem die beiden beteiligten Stationen den magnetischen Äquator zwischen sich haben müssen. Die Signale können sehr flatterhaft und manchmal sogar mit tiefem QSB verzerrt sein. Bei uns in Nordeuropa wird Es oft benötigt, um TEP zu erreichen, was recht häufig der Fall ist, wenn man in Südeuropa lebt. TEP ist ein wichtiger Modus, wenn Du in die südlichen Länder Afrikas arbeiten willst.




Tropo


Tropo ist der Ausbreitungsmodus, bei dem das Signal die Troposphäre nie verlässt, und in der einfachen Theorie eine gerade Linie zwischen der Sendeantenne und der Empfangsantenne bildet. Das Funksignal wird sich jedoch entlang der Erdoberfläche und in Abhängigkeit von der meteorologischen Situation und der verwendeten Leistung (E.R.P.) biegen. Die zurückgelegte Entfernung wird tatsächlich viel länger sein als die freie optische Sicht. Auf 6 m ist Tropo ein Ausbreitungsmodus von sehr geringem Interesse. Oft wird auch der Fehler gemacht, Iono-Scatter Tropo zu nennen. Entfernungen über 600 km sind selten und auch Tropo-Öffnungen sind selten. Persönlich kann ich nicht sagen, dass ich jemals mehr als 850 km über Tropo gearbeitet habe, und die Station war EME-fähig. Rekordmeldungen, die >1000 gearbeitete km zeigen, sind oft (lies: immer) das Ergebnis eines Iono-Scatter QSOs.

Vergiss Tropo auf 6m, wenn Du nicht an einem Wettkampf teilnimmst (noch interessanter bei den Activity Contests), wo diese QSO's Dir einige Extrapunkte einbringen können.



Digitale Modi



In der Vergangenheit hatten wir einen digitalen Modus (CW nicht mitgezählt – was ja bekanntlich der erste digitale Modus war) und das war RTTY. Ich benutzte diesen Modus im Signal Corps, aber er hat mich nie angezogen, und die Jungs, die ihn benutzten, wurden "Tastaturschimpansen" genannt. Schon damals bevorzugte ich CW. K1JT, Joe, hat das geändert und eine völlig neue Welt für uns HAM eröffnet. Wir könnten es auch eine neue Ära nennen. JT65 war der Modus, der es ermöglichte, dass mehr Stationen über den Mond zu hören waren, und JT6M, MSK144 und andere Modi ersetzten Hochgeschwindigkeits-CW für den Meteor-Streuverkehr. Jetzt wird JT65 mit seiner hohen Empfindlichkeit, die Signale im Rauschen besser als ein Mensch liest, für Standard-QSO's zusammen mit dem viel schnelleren, aber weniger empfindlichen FT8 verwendet.

BITTE BEACHTE: Bevor Du digitale Betriebsarten verwendest, lies bitte diese wenigen Zeilen mit Ratschlägen:

Lies die Anweisungen bezüglich des Aufbaus Deiner Station und lerne die richtigen Verkehrsmethoden, BEVOR Du auf Sendung gehst.

Wenn Du eine Station anrufst, die Du hörst, beginne IMMER mit der Meldung Tx 2 (alles andere ist Zeit- und Bedingungsverschwendung und kann zu einem verlorenen QSO aufgrund von Bedingungswechseln führen).

(Eine Station, die mit Tx 1 anruft, wird nach der Station, die Tx 2 benutzt, beantwortet. Jedenfalls handhaben das viele Stationen vor allem im DX-Verkehr so, darunter auch SM7FJE und DJ6AM.)

Rufe nie auf der gleichen Frequenz an! Arbeitsaufteilung und Deine Chancen werden viel besser sein, wenn Du ein QSO fährst! Du blockierst auch nicht die Station, die Dein gewünschter qso-Partner gerade hört/arbeitet! (Statistisch gesehen fliegt nur alle 3700 Jahre ein gebratener Truthahn in Deine Küche.)

Wenn Du eine Nachricht (Tx n) erhälst, antworte IMMER mit der nächsten Nachricht (Tx n+1). Wenn Du zum Beispiel Tx 2 erhältst, sollst Du mit Tx 3 antworten und so weiter.

Ein QSO ist abgeschlossen, wenn eine Station beide Calls + "RRR" erhalten hat.

Wenn sich eine Station bereits im QSO befindet, rufe NICHT auf der gleichen Frequenz an (Ausnahme für MSK144 und JT6M). Dies führt wahrscheinlich nur zu QRM und verzögert alles und Du könntest Deine Chance verlieren, mit der Station zu arbeiten. (Ich persönlich werde die Station, die mich anruft, nicht auf der Station arbeiten, mit der ich abschließen möchte. Die Station, die diese Art von QRM macht, erhält eine 24-stündige "Abkühlphase").

Wenn die Station CQ anruft, kannst Du das Risiko eingehen und auf der gleichen Frequenz antworten, aber die Chancen sind besser, wenn Du eine Frequenz von +-500Hz oder mehr wählst. Bei großen Bandöffnungen rufe NIEMALS auf der gleichen Frequenz an, da Du sonst im Wettbewerb untergehen wirst (auch mit QRO könnte die Ausbreitung nicht optimal für Deinen Weg sein!)

Da JT65 ein sehr langsamer und zeitaufwendiger Modus ist, vermeide bitte wiederholte QSO's. = NO DUPES!

Wenn Du RR73 oder 73 empfangen hast, blockiere bitte nicht die anderen Stationen, indem Du 73 sendest (oder irgendetwas Dummes wie Deine Rig-Info oder eine QSL-Anfrage)

Wenn Du während eines QSOs längere Zeit nichts hörst, halte mindestens 10 Minuten lang durch, bevor Du das Handtuch wirfst. Es gibt etwas, das manchmal QSB, manchmal QRM genannt wird und manchmal Beides ist..

Last but not least: Wenn Du als Mitteleuropäer dx in Richtung Osten arbeiten willst, benutze die erste (gerade) PERIODE und in Richtung Westen die zweite (ungerade) PERIODE. Alles andere verringert Deine Chancen, DX zu arbeiten, da Du sowohl durch lokales QRM blockiert wirst als auch QRM lokal produzierst.

Für FT8 hat sich durchgesetzt, für transkontinentalen dx-Betrieb auf 6 m 50,323 MHz zu benutzen und als Mitteleuropärer immer die gerade Periode, also 00 und 30 Sekunden, zu benutzen.

 

Übersetzung: Judith Wiethoff

In amateurfunkgerechtes (fachchinesisches) Deutsch gebracht und ergänzt: Joe Wiethoff (DJ6AM)

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