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HAM-RADIO-Besuch individuell. Oder kriminell?

Ich hatte mich entschlossen, nur am Freitag die HAM RADIO zu besuchen, dort hauptsächlich den Flohmarkt. Abschließend führte mein Weg durch die Haupthalle A1 zum Händeschütteln bei den Münchner ATV-Freunden und beim DARC-Referat AGAF. Lest hier meine persönlich gefärbten Eindrücke.

Es erscheint mir der Flohmarkt wichtig, weil es für einen schnellen Einkauf keine Bauteilehändler mehr mit Ladengeschäft gibt. Auch lassen sich nur auf Amateurfunk-Messen gewisse Spezialbauteile kaufen. Auffällig in Friedrichshafen war dieses Jahr die Zunahme der Angebote für GHz-Interessenten. Wo bitte kann man sonst schon ein SMA-Relais für 30 Euro kaufen (gebraucht und geprüft) anstelle es zum Listenpreis von 157 Euro plus Versandgebühr zu bestellen? Oder Semi-Rigid-Koaxialkabel, sowohl konfektioniert als auch als Meterware. Ich persönlich werfe gern auch ein Auge auf die Vintage-Radios, insbesondere, wenn sie ein außergewöhnliches Design, oder richtiger gesagt: Styling haben. 
 

Plötzlich sah ich vor mir eine Kugel mit eingebautem Röhrenfernseher und FM/AM-Radio. Nun, bestenfalls wäre das UKW-Teil noch zu benutzen. Analoges Restseitenband-Fernsehen und Mittelwelle sind bekanntlich tot. Der Gag war, dass die Kugel nicht nur die Größe eines Fußballs hatte, sondern auch eingefärbt war wie ein solcher. Passt gut zur gerade laufenden Fußball-Europameisterschaft. Es hatte mich in den Fingern gejuckt, das gute Stück, Marke MAJESTIC, Italien, zu erwerben. Doch der Bildschirm müsste dann zum Leben erweckt werden! Dazu zwei Möglichkeiten: Entweder es gelingt, ein FBAS-Signal einzuspeisen, oder ein HF-Modulator für das alte AM-Fernsehen müsste her.
Es gab in den beiden Flohmarkthallen einiges Museales. Zum Beispiel eine originale Enigma-Verschlüsselungsmaschine im Zustand, wie sie nach dem WW II aufgefunden wurde. Übrigens ist es heute Trend, Fundsachen im Originalzustand zu belassen. Das ist gleichsam ein „Echtheitszertifikat“.
 

Die Gänge in der Haupthalle werden immer breiter. Es nehmen die Vertretungen der DARC-Abteilungen und der ausländischen Clubs inzwischen mehr als die Hälfte der Fläche ein. Für den Rückzug der Kommerziellen sind nach meiner Einschätzung zwei Faktoren maßgebend: Erstens: die bekannten Distributoren setzten auf den Online-Handel, eingeübt in Folge der Corona-Pandemie. Zweitens: definitiv sind die Kosten für die Aussteller erheblich gewachsen. Dies betrifft die Standmieten und die Logie für die Standdienste, wenn man das Fachpersonal dafür überhaupt noch gewinnen kann.
 

Immerhin waren die Umsatz starken Amateurfunkgeräte-Hersteller vertreten, hier sind Yaesu und Icom zu nennen. Kenwood war auch da, jedoch schwer auffindbar, weil zum einen mit stark reduzierter Standfläche und zum anderen nicht unter Buchstabe K gelistet. Der Hersteller firmiert unter JVCKENWOOD. Da muss man erst Mal drauf kommen. Da die Distributoren fehlten (WIMO, DIFONA etc.), ist die Möglichkeit, an Geräten zu „spielen“ und sich beraten zu lassen bei den anwesenden Original-Herstellern, umso wichtiger. Dafür lohnt auch weiterhin ein Besuch der HAM RADIO. Gut vertreten waren in- und ausländische Antennenhersteller. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass an „Aluminium-Stäbchen“ so gut verdient wird, dass sich die Anbieter die Standmiete noch leisten können…
 

Als es noch ein Postministerium gab, war es Usus, dass der Bundesminister die HAM RADIO eröffnete - meines Wissens zuletzt 1998. Insofern war es ein Novum, dass der bayerische Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, Dr. Florian Hermann, pünktlich zum 28.6.2024 ein Statement mit Hinweis auf die DARC-Ausbildungsplattform "www.50ohm.de" ins Internet setzte. Hier der Link auf das Video: youtube.com/shorts/ty_BRH_Feo4
 

Wo ich schon den Punkt Ausbildung anspreche, noch Folgendes: Die Autoren Prof. Matthias Jung, DL9MJ, sowie Michael Reichardt, DL2YMR, signierten die Erstausgabe ihres Buches „DARC-Ausbildungslehrgang Klasse N“ am Stand des DARC-Verlages. Matthias sagte mir (versehentlich?), dass es die 300 Seiten nächstens für DARC-Mitglieder kostenlos im Download gäbe. Ohh!
 

Auf dem Rückweg kreuzte ich den Stand des Elektronikmuseum Tettnang. Oh nein, da war ein Farbfernseher mit echter Kathodenstrahlröhre ausgestellt. Vorsicht, liebe Leser, jetzt wird es kriminell! In der Ausbildung zum Fernsehtechniker erzählte mir mein Meister, dass in auftragsschwachen Zeiten die Kinder der Nachbarschaft angestiftet worden seien, mit Dauermagneten am Bildschirm zu spielen. Es wurden sogar Magnete verschenkt. Damit könnten sie „die Farben so schön durcheinanderbringen“. Da die Lochmaske die Magnetisierung zum Teil behält, ist es anschließend kein Vergnügen mehr, Farbfernsehen zu schauen. Der Reparaturdienst musste zur Rettung gerufen werden, und der kam mit einer sogenannten Entmagnetisierungsdrossel. Beides, sowohl der Magnet als auch die Spude mit geschätzt 30 cm Durchmesser zum Entmagnetisieren, lagen gleich neben dem TV am Stand. Also handelte ich jetzt wie vom Meister einst inspiriert! Welch eine Geschichte nach 55 Jahren (siehe Foto).

 

Links zu weiteren Berichten:
https://www.darc.de/nachrichten/meldungen/archiv-liste/archiv/2024/june/
https://ratzer.at/galerien/ham-radio-2024
https://www.funkwelt.net/besuchsbericht-hamradio-2024-friedrichshafen/

 

Klaus Welter, DH6MAV, Hofstetten-Hagenheim
 

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