Das Dilemma unseres Clubs liegt zum großen Teil an den schwindenden Mitgliederzahlen.
Das wissen wir alle. Man kann neue Mitglieder aber nicht unbedingt durch Werbung und groß angelegte Aktionen gewinnen. Es kommt vielmehr darauf an, interessierten Menschen durch ein effektives Ausbildungsprogramm die nötige Basis zu verschaffen, sie auf diesem Weg in unsere Gemeinschaft zu integrieren und dadurch dauerhaft an unseren Club zu binden.
Ich selbst kam erst vor etwa 10 Jahren zum Amateurfunk und bereitete mich autodidaktisch auf die Prüfungen zunächst für die Klasse E und kurze Zeit später auch die Klasse A vor.
Ausbildung gab es damals in und um Mönchengladbach meines Wissens nicht. Ich hatte allerdings den Vorteil, auf Grund einer früheren beruflichen Tätigkeit vorbelastet und so nicht unbedingt angewiesen zu sein auf einen Lehrgang vor Ort.
Als Anfänger trat ich ein in einen OV, in dem es totenstill zuging. Meine Fragen nach verschiedenen Aktivitäten fanden kein Interesse und wurden abgetan mit Sätzen wie „Das hatten wir früher alles schon.“. So dauerte ein OV-Abend oft auch nicht viel länger als eine halbe Stunde.
Für mich stellte sich schnell die Frage, was ich als Neuling an der Situation im OV ändern konnte, denn als befriedigend empfand ich sie sicher nicht. Im Jahr 2007 gelang es mir dann, in Zusammenarbeit mit einem motivierten OM den ersten Lehrgang des Ortsverbandes seit mehr als 20 Jahren auf die Beine zu stellen. Von diesem Zeitpunkt an bildeten wir in jedem Jahr eine neue Gruppe aus. Es gab E-Kurse und Technikkurse zum Aufstocken nach A.
Durch diese Lehrgänge gewannen wir viele neue Mitglieder, die sich zum Großteil als sehr aktiv herausstellten. Schnell änderte sich dann die gesamte Situation im OV. Es gab plötzlich Funkaktivitäten, es gab Ausflüge, es gab gesellige Veranstaltungen und man sah wieder Mitglieder, die man lange nicht gesehen hatte. Die durchschnittliche Zahl der Teilnehmer bei unseren OV-Abenden verdreifachte sich und heute sind ohne Gäste oft 20 oder mehr OM anwesend.
Zusammenfassend lassen sich die Erfahrungen bei R10 also sehr positiv einschätzen. Die Mitgliederzahl konnte trotz zahlreicher Abgänge durch Austritte, Sterbefälle usw. deutlich gesteigert werden und das Aktivitätsniveau stieg erheblich.
Dieser Zugewinn an neuen, aktiven Funkamateuren, die einen Sinn in der Mitgliedschaft im DARC sehen, ist aus heutiger Sicht einer der Gründe, warum wir aus einem brachliegenden OV eine lebendige Gemeinschaft machen konnten, die in vielfacher Hinsicht ihre Interessen verfolgt und ausübt.
Als ich bei der Distriktversammlung R im Frühjahr über diese, mit der Ausbildung in Zusammenhang stehenden, Erfolge berichtete, brachten wenige andere Ortsverbände ebenfalls derartig positive Erfahrungen zum Ausdruck. Auch aus dem Distrikt G wurden mir ähnliche Erfolge geschildert, die unbedingt mit der Ausbildungstätigkeit in Zusammenhang stehen.
Amateurfunk-Ausbildung ist daher als wichtige Basis zu sehen für die Erhaltung unseres Hobbys und unseres Clubs.
Aus den genannten Gründen schlug ich vor, eine Erhebung durchzuführen, bei der alle Ortsverbände im Distrikt R einige Fragen beantworten zu Ausbildungstätigkeiten in ihren jeweiligen Bereichen. Auf diese Weise sollte es möglich sein, ein Konzept zu entwickeln, wie die Ausbildungskompetenzen und -ressourcen auf Distriktebene gebündelt werden können, um in Zukunft effektiver und in der Fläche weiter gestreut Ausbildung anbieten und auch durchführen zu können.
Einen entsprechenden Fragebogen bereitete ich vor und er wurde im Distrikt verteilt. Die Tatsache, dass es nach Wochen noch nicht einen Rückläufer gab, ist allerdings sehr enttäuschend.
Ab Herbst 2014 geht R10 neue Wege in der Ausbildung. Unsere Idee, Amateurfunk - Ausbildung anzubieten in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Mönchengladbach, wurde dort sehr wohlwollend und unterstützend aufgenommen. Das Lehrgangsangebot soll auf diesem Weg einem breiteren Publikum vorgestellt werden. Wenn es am Ende doch nicht zu einer größeren Teilnehmerzahl kommt als in der Vergangenheit, hat sich die Ausbildung dennoch gelohnt. Einige wenige neue Funkamateure, die Mitglieder des DARC werden, sind besser als keine.
Thomas Linke, DL8TL
OVV R10