IARU High Speed Telegraphy Word Championships 2011 - Bielefeld, Germany
News
WM-Notizen von DL2OBF: Sonntag, 23. Oktober 2011
Gegen 9 werde ich wach und quäle mich aus dem Bett. Sogar etwas Frühstück bekomme ich noch. Danach beginnt der etwas traurige Teil jeder HST: Nach und nach Reisen unser Gäste ab. Einige — Team USA z. B. — sitzen um diese Zeit sogar schon wieder im Flugzeug.
André Schoch, DL4UNY, quasi ab heute mein Nachfolger im Amte des „HST- Koordinators” im Referat DX und HF-Funksport war noch gar nicht im Bett. Er hat es geschafft, wirklich allen „Auf Wiedersehen” zu sagen.
Um 10 startet der Bus der das russische Team, die beiden Serben und unseren japanischen Gast zum Flughafen Hannover bringt. Omari Sadukov, UA4FBP, bittet seine „Radiosportler” vor dem Einstieg noch zu einem witzigen, aber dennoch sehr eindrucksvollen „Abschiedappell”. Wieder hören wir viele gute Dinge über die vergangenen Tage und dann irgendwann sind alle weg.
Gegen Mittag nehmen mich Suad, DK6XZ, und Emir, E74JE, dann mit. Sie wollen noch einen Freund von Suad bei Osnabrück besuchen und setzen mich auf dem Weg dahin daheim ab. Meine Familie ist schon in den richtigen Urlaub vorgereist. Ich werde, nach einem kurzen Intermezzo im Büro, am Dienstag folgen. Der Rest des Tages rauscht irgendwie an mir vorbei. Es sind einfach zu viele Eindrücke da, um sich großartig auf etwas zu konzentrieren. Daher tue ich etwas sehr sinnvolles: Ich gehe kurz nach der Tagesschau schlafen. In den kommenden Tagen beginnen die Nacharbeiten und dann ist die HST 2011 in Bielefeld Geschichte. Es hat sich gelohnt!
WM-Notizen von DL2OBF: Samstag, 22. Oktober 2011
Nach der letzten Nacht besteht ein großer Teil des Tages für mich aus SCHLAFEN! Ich kann das länger als Fabian, der um 9 Uhr morgens einen Interviewtermin mit dem WDR-Rundfunk hat. Wie er das geschafft hat ist mir schleierhaft, denn auch er muss ganz schön in den Seilen hängen. Manchmal hat es eben Vorteile, keine Goldmedaille gewonnen zu haben.
Den Ausflug hatte ich von vorn herein nicht in der Planung. Die touristischen Höhepunkte Bielefelds kenne ich als „nahezu Ostwestfale”. Auch die nachmittägliche Freizeit in der Stadt reizt mich als Einkaufsmuffel nicht wirklich. Beide Angebote werden jedoch von unseren Gästen gern genutzt. Im Bereich der Universität verschwindet dabei zwischenzeitlich fast die gesamte mongolische Mannschaft auf einem Flohmarkt.
Auch der parallel zum Bielefeld-Ausflug angebotene Ausflug zu DR1A nach Goch wird gut angenommen. An dieser Stelle dafür ganz herzlichen Dank an die Crew dort um DJ7EO und DL6FBL. Ebenfalls ein dickes Dankeschön gebührt unserem HST-Teammitglied Irina, DL8DYL. Sie übernahm für die am Ende rund zwanzigköpfige Gruppe spontan die Funktion der Reiseleiterin.
Zwischendurch zwinge ich mich doch ein paar Stunden aus dem Bett. Die Unterlagen für das Haus Neuland sind noch vorzubereiten. Von dort wurde uns viel Unterstützung zuteil und dermaßen viel Vertrauen entgegengebracht, dass im Gegenzug natürlich alles Stimmen muss. Wer schlief mit wie viel Personen in welcher Zimmerkategorie? Spätanreisen, Extratage, Jugendrabatte und vieles andere mehr finden ihren Weg in ein Tabellendokument, aus dem heraus uns das WM-Quartier dann seine Rechnung erstellen wird.
Am späten Nachmittag bin ich dann wieder richtig fit und schmeiße mich für die offizielle Abschlussveranstaltung in Schale. Hierfür haben wir den höchstmöglichen Vertreter der IARU Region 1 zu Gast: Hans Blondeel Timmermann, PB2T. Bevor Hans am Ende des offiziellen Teils dieses Abends die 9. IARU Weltmeisterschaft in High Speed Telegraphy für beendet erklärt, werden die Gesamtsieger der einzelnen Alterskategorien und die Team- Champions geehrt. Ich darf als Gesamtvierter der AK M40 nochmals nach vorn. Hatten wir bislang auch noch nicht. Verdiente Ehrungen gibt es auch noch für die Overall Champions bei den Frauen und Männer, also für diejenigen mit der unabhängig von der Altersklasse höchsten Punktzahl. Ebenso werden drei neue Weltrekordler ausgezeichnet. Ein wirklicher Hammer sind die rund 4.700 Punkte von Anna Sadukova aus Russland in Morse Runner. Das waren ca. 80 QSOs in 10 Minuten! Man überlege sich mal, was ein 480er Stundenschnitt im CQ WPX Contest bedeuten würde! Selbst in SSB kaum fass- bzw. machbar.
Ihre verdiente Würdigung erfahren natürlich auch noch die Referees sowie die lokalen Helfer rund um den OV Bielefeld. An mir ist es dann schließlich, mich vor den Schlussworten von PB2T im Namen des DARC bei unseren Gästen zu bedanken. Mir stockt dabei etwas die Stimme. Ich schiebe das auf die lange Nacht, die hinter einigen von uns liegt. Trotzdem ist zu merken: Die Zuhörer haben verstanden.
Nach der Schlussfeier nimmt der weitere Abend mit einem Barbecue-Buffet und DJ-Unterstützung seinen weiteren Lauf. Wie immer ist der Samstag etwas ruhiger als die Nacht zuvor. Trotzdem ist die Tanzfläche stets rappelvoll.
Irgendwann zwischendurch packt DK4QT die QLF-Taste aus und lässt einige Gebekampfrichter zum Wettbewerb im „Fußgeben” antreten. Sieger dabei wird per Akklamation der Zuhörer Dusan, YU1EA.
Kurz danach nimmt eine weitere HST-Tradition seinen Lauf: Volodimir Ivanov, UT1IJ, greift zum Mikrofon. Seine brandaktuelle Eigenkomposition „We are hams” wird insbesondere von Fabian, DJ1YFK, begeistert mitgesungen. Noch besser kommen aber wie üblich seine Coverversionen bekannter Pop-Hits der 80er Jahre.
Irgendwann werde ich doch zu müde und so endet der Samstag für mich „schon” um kurz nach vier Uhr am Sonntagmorgen.
WM-Notizen von DL2OBF: Freitag, 21. Oktober 2011
Mit einer gesunden „Sch...egalhaltung” beginne ich meinen zweiten Wettkampftag. Ich bin mir sicher, heute geht nix. RX ist eigentlich die trainingsintensivste Disziplin und dazu noch die Geschichte mit dem kleinen Finger.
Nun, erstens kommt es anders und zweitens...
Schon nach den Buchstaben ist klar, da kann was gehen. Bronze ist möglich. Obwohl es bei weitem nicht mein Top-Speed war liegen HA3OV, beide Rumänen und auch die Mitbewerber aus Polen, Bulgarien etc. hinter mir. Die Kollegen aus Russland und Belarus liegen natürlich deutlich vorn. Komischerweise taucht auch bei den Buchstabengruppen keine Nervosität auf. 150 BPM hier sind für mich ebenfalls nur Mittelklasse. Antal kommt etwas ran. Die Rumänen aber nicht.
Bei den abschließenden Mixed-Gruppen müsste jemand 20 BPM mehr in die Wertung bekommen als ich. 100 und 110 laufen bei mir problemlos. 120 mit kleinem Fragezeichen. Bei den 130 BPM bin ich mir wieder ziemlich sicher. Bei 140 bin ich schon nach der 3. Gruppe raus. Komischerweise schreibe ich die 150 bis zum Ende mit, bin mir aber an einigen Stellen sehr unsicher gewesen. Das wäre, trotz „Verletzung” sogar ein persönlicher Mixed-Rekord. Jetzt die Frage: Was gebe ich ab? Am Ende entscheide ich mich für Sicherheit und bringe 110/120/130 in die Wertung. Alle kommen durch. Der Abstand auf Rang 4 vergrößert sich sogar noch und ich kann mich zum zweiten Mal nach 2007 über WM-Bronze freuen..
Fabian, DJ1YFK, setzt am Nachmittag noch einen drauf: Silber bei RufzXP. Es war eine verdammt knappe Sache. Das letzte der 50 Rufzeichen brachte die Entscheidung. Damit sind 3 Medaillen „im Sack”. Hinzu kommen wieder viele gute Platzierungen. Die eigene WM war damit die erfolgreichste WM überhaupt für unser kleines deutsches HST-Team.
Entsprechend viel Spaß macht, nach einer erneuten Laufeinheit auf dem nahen Hermannsweg, die Siegerehrung am Abend. Dort ist erstmals bei einer HST auch die US-Hymne zu hören. Barry Kutner, W2UP, hat in der Senioren Kategorie (50 und älter) nämlich den Morse Runner Wettbewerb gewonnen. Gratulation Barry!
Es folgt meine vorerst letzte Sitzung mit der HST Working Group. Ich höre nun auch offiziell sehr sehr viele gute Worte über die vergangenen Tage. Irgendwie wird mir jetzt erst klar, dass wir tatsächlich eine TOP-WM organisiert haben. Alle im letzten Jahr bei der Bewerbung vollmundig verkündeten Ziele haben wir gehalten. Klasse!
Danach folgt die für die Freitage übliche Spontanparty. Dazu nur so viel: Es war genial und es dauerte sehr sehr lange. Gegen sechs Uhr morgens räumen Fabian, Resultatehelfer Mario, DL5MLO, ich selbst und einige verbliebene Gäste das Chaos in der großen Halle auf. Es muss uns wohl halbwegs gelungen sein, denn das Team vom Haus Neuland hat uns am Tag danach nicht so ausgeschimpft. Alle verbliebenen ziehen sich dann noch gemeinsam in die Lobby zurück. Ich selbst schaffe von dort ca. eine halbe Stunde später dann doch den Absprung in mein Zimmer.
WM-Notizen von DL2OBF: Donnerstag, 20. Oktober 2011
Ich schlafe etwas besser, denn irgendwie scheint alles wirklich gut zu laufen. Für heute kann ich daher ruhigen Gewissens die Mütze tauschen und vom Mitorganisator hinüberwechseln in die Rolle eines „ganz normalen Wettkämpfers”.
Normal ist an meiner ersten Teilnahme in der AK M40 allerdings nicht viel. Die meiste Freizeit in den letzten Monaten ist für Organisationsdinge drauf gegangen. Außerdem habe ich durch einen stark eingeklemmten Nerv im linken Ellenbogen trotz zwischenzeitlicher OP noch immer einen praktisch kraftlosen kleinen Finger. Beim RX-Wettkampf morgen werde ich daher mit einem 9-Finger-System schreiben. Fazit: Trainiert habe ich nicht wirklich, trotzdem gibt es heute bei RufzXP und/oder Morse Runner eventuell doch eine kleine Chance auf Edelmetall.
Beide Disziplinen sind kurz erzählt: Die Ergebnisse sind gar nicht so übel. Trotzdem verdrängt mich jeweils der Vorletzte Starter, Antal Hudankik, HA3OV, aus Ungarn vom Bronzerang. Zweimal an einem Tag also die „Goldene Ananas”, sprich ein vierter Platz. Ich gebe zu, etwas geärgert hat es mich schon. Allerdings gilt bei HST-Wettkämpfen die selbe Regel wie in allen anderen Sportarten: No excuses!
Nachdem ich am späten Nachmittag eine knappe Stunde auf dem nahen Hermannsweg laufe, ist meine doch etwas miesepetrige Laune dann doch wieder verflogen. Allerdings merke ich so langsam, dass mir die letzten Tage — eigentlich ja Urlaub — doch langsam ein wenig an die Substanz gehen.
Zwischendurch bereite ich tagsüber noch die Rechnungsformulare vor. Damit macht sich Barbara, DF6XO, dann in den kommenden Tagen an das „Eintreiben” der Teilnehmerentgelte. Es läuft alles in Ruhe durch. Die strikte Reihenfolge erst nach dem Einchecken die Rechnungen zu schreiben und erst nachdem alle Rechnungen geschrieben sind, wirklich ans Kassieren zu gehen, hat wirklich Sinn gemacht.
Auch sportlich hat der Tag aus deutscher Sicht noch ein Highlight: Fabian, DJ1YFK, sichert sich als letzter Starter der Männerhauptkategorie den Weltmeistertitel in der Disziplin Morse Runner. Klasse! Am Abend dann die Siegerehrung. Auch für die Sieger der einzelnen Disziplinen werden wir dabei die jeweiligen Nationalhymnen anspielen. Bei bisherigen Weltmeisterschaften wurde das nur für die Gesamtsieger der jeweiligen Altersklassen gemacht. So hören wir dann wirklich erstmals bei einer HST-WM das Deutschlandlied. Hat schon was!
Eine kleine Panne passiert doch noch: Unter dem Dateititel „Russland” war nochmals die Nationalhymne der Belarussen abgespeichert. Doch da bislang ansonsten wirklich alles geklappt hat, kommt dieser diplomatische „Faux- Pass” sogar spaßig. Die Russen machen aus der Not einfach eine Tugend und singen jeweils selbst.
Am späteren Abend sitzen noch einige HST-Veteranen in der Lobby zusammen und sind alle der Meinung, dass in Zukunft die Hymnen generell selbst gesungen werden. Wird nur schlecht für die „Einmannteams”, wenn aus denen tatsächlich mal ein WM-Sieger hervorgehen sollte. Der Donnerstag geht für mich wieder gegen Mitternacht zu Ende. Vorher gab es als Einstimmung für den kommenden Tag aber noch 30 Minuten Fünfergruppen „auf die Ohren” und ein klein wenig Gebetraining.
WM-Notizen von DL2OBF: Mittwoch, 19. Oktober 2011
Die Nacht ist schnell vorbei. Um 4:00 Uhr klingelt der Wecker meines Zimmernachbarn Cornell, DF6FR. Ein Mitglied des rumänischen Teams kommt nämlich um 04:30 am „Internationalen Busbahnhof Bielefeld” an. Er studiert in Aberdeen und konnte somit nicht gemeinsam mit seinen Teamkollegen anreisen. Kurz nachdem Cornell zurück ist, kann ich eh nicht mehr schlafen. Ich lese den völlig übernächtigten Rumänen in der Lobby auf, „übergebe” ihm meine Zimmerhälfte für einige Stunden schlaf und fange irgendwie mit den weiteren Vorbereitungen an: Markierung der Wettkampfräume, Vorbereitung meines „Check-In-Tisches” für nachher und viele andere Dinge mehr.
Ab dem späten Vormittag beginnt im Haus Neuland dann die „rush-hour”. Ein Team nach dem anderen trudelt ein. Zimmerverteilungen werden zum wiederholten Mal geändert, Schlüssel werden verteilt und unendlich viele Fragen beantwortet. Für einige persönliche Begrüßungsworte an die vielen alten HST-Freunde bleibt nur sehr wenig Zeit.
Es stellt sich leider heraus, dass es die drei Mazedonischen Wettkämpfer und Victoria, SV2KBS, nicht nach Bielefeld schaffen. Bei den Erstgenannten hängt es mit irgendwelchen QRL-Dingen zusammen. Victoria wurde ein Opfer des Fluglotsenstreiks.
Ab 15 Uhr kommen dann auch immer mehr Pressevertreter ins Haus Neuland. So ganz glauben konnte ich das vorher nicht, aber Mathias, DL5QY, hat da wirklich ganze Arbeit geleistet. Das Echo ist schier unglaublich: Nahezu alle Radiostationen und Zeitungen Ostwestfalens sind da. RTL berichtet mit einem Kamerateam und später kommt dann auch noch die DPA. Wahnsinn! Wann stand schon mal etwas über ein Amateurfunkthema im Handelsblatt? Selbst die Welt am Sonntag interessiert sich und bringt in der NRW-Ausgabe ein halbseitiges Interview mit Fabian, DJ1YFK.
Ich bin froh, dass im Wesentlichen DK4QT, DJ1YFK und DL4UNY die Presseleute betreuen. Ich selbst habe bei der ganzen „Eincheckerei” nahezu keine Luft für irgendetwas anderes. Am Ende sind dann alle da. Selbst die verspäteten Finnen und die zeitweise schon verloren geglaubten Bulgaren werden am Bielefelder Hauptbahnhof abgeholt.
Am Abend folgt dann eine richtig stimmungsvolle Eröffnungsfeier. Untermalt von einer Dixielandband („typical German Music” ☺) marschieren alle Gastmannschaften in den großen Saal des Haus Neuland ein. Es gibt Grußwörter der Stadt, des DARC-Vorstands und der IARU. Im Anschluss folgen für die Wettkämpfer viele Gespräche und neue Bekanntschaften an einem kleinen Kuchenbuffet.
Die „Offiziellen”, sprich die HST Working-Group und die Jury müssen hingegen noch arbeiten. Die genauen Zeitpläne müssen anhand der endgültigen Meldungen festgelegt und die Kampfrichterposten vergeben werden. Zum Schluss wird noch von unserem „Chief Results Officer” Mat, DL4MM, die jeweilige Startreihenfolge in den einzelnen Kategorien festgelegt. Für mich endet der Tag erneut um kurz nach Mitternacht.
WM-Notizen von DL2OBF: Dienstag, 18. Oktober 2011
So richtig "live" sind meine WM-Notizen ab diesem Tag nicht mehr. Der Grund ist einfach: Es gab einfach keine Zeit zum Schreiben. Darum hole ich dies jetzt zeitnah und noch völlig unter dem Eindruck der Tage von Bielefeld nach.
Der Dienstag früh beginnt bei mir daheim in Melle mit einer einstündigen Laufrunde. Wer weis, ob und wann ich diese Woche noch dazu kommen werde. Anschließend fahre ich noch mal kurz nach Osnabrück in mein Büro. Leider hatte ich dort am letzten Arbeitstag mein "Lieblings-CW-Mitschreib-Keyboard" vergessen. Ich bin ja auch noch als Wettkämpfer für die AK M40 vorgesehen.
Gegen Mittag setze ich mich in den Zug nach Bielefeld. Mathias, DL5QY, holt mich vom Bahnhof ab. Wir nehmen noch gemeinsam einen Kaffee und stürzen uns dann in das rege Getümmel, das schon im Haus Neuland herrscht. Eigentlich ist "Getümmel" aber ein unpassender Ausdruck. Irgendwie kennt jeder aus der Bielefelder Helfer-Crew seine Aufgaben und erledigt sie ohne viel Aufsehen zu machen. Einfach toll!
Was so zu tun ist: Einrichten von je zwei Wettkampfräumen für die Wettbewerbe Morse Runner, Rufz und TX mit Computern, Kopfhörern, den vorgeschriebenen amerikanischen Keyboards usw. Zusätzlich haben wir für jede dieser Disziplinen einen eigenen Warteraum vorgesehen. Damit wollen wir den Lärm der wartenden Wettkämpfer von den Korridoren direkt vor dem Raum holen.
Richtig Arbeit ist das Vorbereiten des großen Raumes für den Hörwettkampf (= Aufschreiben von Fünfergruppen). Hierfür sind insgesamt 24 Rechnerarbeitsplätze plus einem Regierplatz zu vernetzen. Über ein längeres Kabel wird das Netzwerk dann um weitere 6 Arbeitsplätze im Nachbarraum erweitert. Hier sollen die sitzen, die mit Laptops o. ä. mitschreiben. Dann haben die Top-Athleten dieser Disziplin - sie schreiben fast alle von Hand und mit eigenen Kurzschriftsystemen mit - dabei mehr Ruhe bzw. weniger Klappergeräusche in den Ohren.
Am späten Nachmittag reist Oliver Tabakovski, Z32TO, der Chef der HST Working-Group an. Er wurde auf seiner Autofahrt aus Mazedonien begleitet von Tony Stojanovski. Der ist zwar kein Funkamateur, aber immerhin der Autor der beim Hörwettkampf eingesetzten Software Alexandria.
Tony geht nach den vielen Stunden im Auto schlafen. Oliver besucht die Belarussen und Mongolen in ihrem Außen-QTH. In einer Nachtschicht spielen Sie dann Alexandria auf die insgesamt 31 Rechner im Hörraum und bringen das Netzwerk zum Laufen.
Ebenfalls angereist ist Cornell, DF6FR. Als regelmäßiger Teilnehmer am Deutschen Telegraphie Pokal hat er sich gern als Helfer zur Verfügung gestellt. Kurzfristig wurde er dann als "International Referee" nachnominiert. Außerdem kommt Claudio, IK0XCB, per Auto an und gegen 20:30 holt einer der lokalen Helfer Masanori, JO2SLZ, vom Bielefelder Hauptbahnhof ab.
Obwohl wahrscheinlich seit zig Stunden unterwegs ist der dann eine Stunde nachdem er sein Zimmer betreten hat mit einer "Angelrutenantenne" QRV. Gefüllt war sein riesiger Koffer denn auch zu 90 Prozent mit Funkausrüstung und höchstens zu 10 Prozent mit Kleidung...
Gegen Mitternacht fahren die Bielefelder Helfer heim. Cornell und ich beziehen eines der schon freien Zimmer im Haus Neuland und schlafen bald ein.
WM-Notizen von DL2OBF: Montag, 17. Oktober 2011
Wieder ein ganzer Tag unterwegs in Sachen HST 2011. Wie gestern - zum Glück - begleitet von meinem Sohn Paul. Er hatte richtig Spaß an diesem Tag und an der Bekanntschaft mit weiteren Gästen, doch davon später mehr.
Da ich morgen per Zug ganz ins WM-Quartier nach Bielefeld übersiedeln werde, war heute zunächst Gepäcktransport angesagt: Ungefähr 30 Kilogramm Ausrüstung ging rüber ins Haus Neuland. Darunter auch der Pokal für den kommenden Mannschaftsweltmeister.
Dieter, DK4QT, und Hans-Jürgen, DL1YFF, waren auch als "Lastesel" unterwegs. Aus Münster holten Sie die 41 von uns gemieteten Laptops ab. Darauf und damit werden am Donnerstag und Freitag wesentliche Teile der Wettkämpfe ausgetragen. Beim Hörwettkampf - dem guten alten Fünfergruppenmitschreiben - nehmen zwar noch viele Wettkämpfer die Texte per Hand auf, anschließend geben aber alle ihre Wertungsgeschwindigkeiten in einen Computer an ihrem Platz ein. Damit bekommt man dann innerhalb von Sekunden sein Ergebnis und weis, ob es für einen guten Platz oder auch für eine Medaille gereicht hat. Na ja, dann beginnt morgen also der große Aufbau.
Heute waren tausend Kleinigkeiten zu organisieren. Das russische Team plant morgen einen Ausflug nach Köln. Anreisezeiten einiger Teilnehmer änderten sich. Es kamen bei einer Mannschaft noch weitere Teilnehmer hinzu usw. usw.
Damit verging der Tag. Ab Nachmittag waren wir dann im Vorquartier der Belarussen und der Mongolen. Sie sind bis zum Beginn am Mittwoch in einem Jugendfreizeitheim mitten im Wald unweit von Bielefeld untergebracht. Auch Achim, DL7VFM, unser WM-Dolmetscher, schläft dort. Mit und für ihn haben wir am Nachmittag eine Funkstation aufgebaut. Während ich dies schreibe, wird DA0HST bestimmt schon in der Luft sein.
Mit dabei wie geschrieben mein ältester Sohn Paul (7). Auch wenn er unsere Gäste nicht verstehen konnte, so hat ihm der Tag doch richtig viel Spaß gemacht: Antenne bauen, Einkaufen mit den Mongolen und am Ende noch Wurstgrillen für alle. Der Grill war noch nicht kalt, da trafen auch die beiden Serben ein: Dusan, YU1EA, wird als Schiedsrichter an der HST 2011 teilnehmen. Als Wettkämpferin ist Julia, YU8YL, dabei. Für beide war zum Glück noch eine Wurst da....
Schon im Dunklen fuhren wir dann irgendwann heim. Dort gab es für mich noch einige Mails zu beantworten, zum Xten mal den Belegungsplan zu überarbeiten und dann wollte ich auch noch zumindest etwas üben. Schließlich werde ich trotz mäßigem Trainingsstand auch als Wettkämpfer in der Kategorie Ü40 an den Start gehen.
Ach ja, abschließend noch ein Wort zum Thema Presse: Wir sind überrascht, wie groß das Medienecho ist. Praktisch alle Zeitungen und Anzeigenblätter im Umkreis von Bielefeld haben schon berichtet (ein Beispiel anbei). Artikel in der überregionalen Presse sind angekündigt und für unseren improvisierten Pressetermin übermorgen werden wir wohl sogar das Fernsehen da haben. Es bleibt also spannend. Bis morgen, dann aus dem Haus Neuland. 73s de Hein, DL2OBF
WM-Notizen von DL2OBF: Sonntag, 16. Oktober 2011
Es geht los! Nach hunderten von E-Mails, unzähligen Telefonaten und Vortreffen geht sie nun endlich los die 9. IARU Weltmeisterschaft in High Speed Telegraphy in Bielefeld.
Als erste Gäste holte ich heute gemeinsam mit meinem Sohn Paul (7) die russische Mannschaft am Flughafen Hannover ab. Das "Hallo" am Gate war groß, auch deshalb, weil außer uns noch einige Verwandte und Freunde der russischen Telegraphisten ebenfalls zum Flughafen gekommen waren. Einige aus dem russischen Team kenne ich seit fast 15 Jahren persönlich. Von "Funkfreunden" zu sprechen ist da zu wenig. Es sind schlicht Freunde geworden.
Gemeinsam ging es dann per Minibus nach Bielefeld ins WM-Quartier. Die Russen konnten gleich dort einziehen. Da im Vorfeld des offiziellen WM-Auftakts am Mittwoch noch nicht genug Zimmer verfügbar waren, werden die beiden anderen Teams, die bereits heute eintreffen, bis dahin in einer nahen Jugendferienstätte übernachten.
Das sind einmal die Belarussen. Sie sind gestern früh, um 7 Uhr, in Minsk mit dem Bus abgefahren. Wie mir Dieter, DK4QT, eben am Telefon erzählte, haben sie gerade Hannover passiert und werden dann so gegen 21, 22 Uhr in Bielefeld ankommen.
Ebenfalls unterwegs sind noch die Mongolen. Sie landeten heute Mittag in Berlin und wurden dort von Andreas, DD6YG; Achim, DL7VFM und einigen weiteren OMs aus dem Distrikt D in Empfang genommen. Nach etwas Sightseeing in der Hauptstadt machten sie sich dann mit einem gemieteten VW-Bus auf den Weg nach Bielefeld. Achim, DL7VFM, ist weiter mit dabei. Er wird uns mit seinen perfekten Russischkenntnissen in den kommenden Tagen sicher eine gute Hilfe sein.
So, das war es für heute. Morgen liegt eigentlich nicht viel an. Der eigentliche Aufbau beginnt am Dienstag. Bevor ich schließe, möchte aber jetzt noch mal einige Rufzeichen erwähnen. Die genannten und viele weiter mehr haben nämlich durch ihr ehrenamtliches Engagement im Vorfeld dazu beigetragen, dass es jetzt wirklich los gehen kann: DB1QK, DB7QJ, DF4KV, DF6FR, DF6XO, DK5PZ, DJ1YFK, DL1YFF, DL4MM, DL4UNY, DL4YAJ und DL5QY. Habe ich noch jemanden vergessen? Bestimmt! Dafür ENTSCHULDIGUNG an diejenigen! An alle genannten und nicht genannten Helfer im Vorfeld außerdem ein riesiges DANKE!
Ich bin gespannt auf die kommenden Tage. Bis morgen Abend! 73s de Hein, DL2OBF
2011-08-29: 22 Nations will be present at the HST 2011 in Bielefeld:
- Albania
- Belarus
- Bosnia and Herzegovina
- Bulgaria
- Germany
- Finland
- France
- Greece
- Hungary
- India
- Italy
- Japan
- Macedonia
- Moldova
- Mongolia
- Poland
- Romania
- Russia
- Switzerland
- Serbia
- Ukraine
- U.S.A.