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Katastrophenschutzübung „Heißer Fächer 2018“ in Karlsruhe – Funkamateure zur Unterstützung in Bereitschaft

Seit Wochen scheint die Sonne, Regen ist nicht in Aussicht. Ganz Mitteleuropa ächzt unter einer Hitzewelle. So das Ausgangsszenario der Übung „Heißer Fächer 2018“, die am 23.06.2018 in Karlsruhe stattfand.

Für die am Katastrophenschutz beteiligten Hilfskräfte wurden im gesamten Stadtgebiet von Karlsruhe verschiedene Einsatzlagen eingespiel

  • Bekämpfung eines Waldbrandes
  • ein befürchtetes Fischsterben in einem See
  • Aufbau einer Trinkwasser-Notversorgung
  • der Ausfall einer Kühlanlage bei der Deutschen Flugsicherung
  • ein Badeunfall an einem Baggersee
  • Einrichtung eines Versorgungszentrum für die Bevölkerung sowie die Versorgung und Betreuung von Betroffenen und Verletzten eines nahegelegenen Festivals.

Zur besseren Koordinierung der eingesetzten Einheiten war ein Bereitstellungsraum eingerichtet, die Übung wurde durch den Führungsstab der Feuerwehr Karlsruhe geleitet.Die Schnelleinsatzgruppe Einsatzleitwagen (SEG-ELW) des DRK Karlsruhe war als Kommunikationseinheit für den Sanitätsdienst auf dem fiktiven Festival abgestellt. Seit vielen Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der SEG-ELW und dem DARC-Ortsverband Karlsruhe (A07). Michael Matern, Leiter der SEG-ELW ist selbst Funkamateur mit dem Rufzeichen DG2UAZ und hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Amateurfunk und DRK-Arbeit verknüpft.An der Durlacher Gewerbeschule wurde nun am Samstag, den 23. Juni 2018 der Einsatzleitwagen des DRK Karlsruhe aufgebaut. Neben dem BOS-eigenen Funk wurden als Rückfallebenen Amateurfunk für die Verbindung via DB0UK sowie DMR vorgehalten. Alexander Hahn, DH2ID, hielt seine PACTOR-Station (FT-897, SCS-PTC IIex, G5RV zwischen Bäumen gespannt) vor Ort betriebsbereit. Mit Sendeleistungen zwischen 10 und 30 Watt konnte er stets einen Zugang ins PACTOR-Netz in Europa finden.Timm Schunck, DL4FLY (Notfunkreferent Distrikt Baden-Nord) versorgte den Einsatzleitwagen vor Ort mit Internet via Eutelsat. Zudem wurde das Gelände mit einem selbstvernetzenden Netzwerk auf Basis von AREDN (Amateur Radio Emergency Data Network) überzogen.

Der große Vorteil von Meshing und AREDN (sprich: R-den):

Jeder Knoten (Node) verbindet sich mit jedem erreichbaren Knoten im Umkreis. Wenn Daten gesendet werden, wird der schnellste Weg durch das Netz gewählt. Alle Nodes arbeiten auf der gleichen Frequenz, die Hardware wird einfach aufgestellt, ohne vorher Adressen oder ähnliches planen zu müssen.Über dieses Netzwerk wurden die Einsatz-Notebooks mit Internet versorgt und auch VoIP-Telefonie bereitgestellt. Die Telefonverbindungen zwischen dem Medical Center in der Gewerbeschule, der Abschnittsleitung "Festival" und dem Einsatzleitwagen wurden rege genutzt. Diese Entlastung des Funkverkehrs machte sich in der Hochphase der Übung sehr angenehm bemerkbar und wurde in der Nachbesprechung von vielen Seiten lobend hervorgehoben.Als weitere Rückfallebenen wurden zwei weitere PACTOR-Stationen von Timm, DL4FLY und Chris, DL1DRK sowie Ausstattungen für APRS bereitgehalten. Diese kamen jedoch nicht zum Einsatz.In der Zeit zwischen 11:00 und 15:00 Uhr wurden im Szenario rund 50 Patienten durch das Medical Center an der Durlacher Gewerbeschule geschleust. Teilweise waren die Mimen dabei täuschend echt geschminkt und forderten den Helfern ihr gesamtes Können ab.Die durch die Funkamateure bereitgestellte Infrastruktur war im Szenario nicht von vornherein eingeplant und war aufgrund des Drehbuchs im Nachgang auch nicht erforderlich. So konnte hier vor allem ein großer Testlauf für die verschiedenen Anwendungen getätigt werden. Im Bedarfsfall hätte jederzeit die Kommunikation auf die vorgehaltenen Kanäle umgestellt werden können.

Meinungen zur Übung "Heißer Fächer 2018" und dem Einsatz von Amateurfunk während der Übung

Stefan Krupp (DL5DG)

Notfunkreferent im Distrikt Baden, war während der Übung bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) eingebunden.Die Übungslage war der drohender Ausfall der Kälteanlage und dadurch der Flugsicherungsanlagen im Kontrollcenter der Deutschen Flugsicherung durch Unterbrechung im städtischen Trinkwassernetz. Als diensthabender Ingenieur alarmierte ich gemäß interner Notfallpläne die Feuerwehr, um die Trinkwasserversorgung provisorisch herzustellen.Als Fallback bzw. zur Gewinnung von zusätzlichen Lageinformationen hatte ich ein VHF/UHF-Handfunkgerät mit angepasster Vertikaldrahtantenne in einem separaten Büroraum in Betrieb. Über den Repeater DB0UK konnte ich Verbindung zum ELW des DRK Karlsruhe herstellen.

Michael Matern (DG2UAZ)

Leiter der Schnelleinsatzgruppe Einsatzleitwagen beim DRK Karlsruhe.Die Einbindung des Amateurfunks war gerade im Nahbereich eine deutliche Erleichterung im Einsatzgeschehen. Natürlich hätte die Kommunikation zwischen ELW und Behandlungsplatz auch über 2m BOS-Funk abgewickelt werden können. Da es gerade im San-Bereich nur zwei 2m-Kanäle gibt, ist es von Vorteil, Kommunikationswege durch weitere, unabhängige Wege zu überlagern. Der Aufbau der WLAN-Infrastruktur ging schnell und professionell vor sich. Der Betrieb lief störungsfrei und hat die Kräfte vor Ort sehr beeindruckt.Auch der alternative Zugang zum Internet über Satellit hat hervorragend funktioniert und war sogar schneller als die vorhandene Infrastruktur.Leider hatten wir wegen der fehlenden richtigen Gegenstation keine Möglichkeiten zu zeigen, dass Amateurfunk in dieser Lage auch zwischen Einsatzstelle und Stab sinnvoll eingesetzt werden kann.In den letzten Jahren konnte bereits bei mehreren großen Sanitätsdienstenin Karlsruhe erfolgreich APRS eingesetzt werden. Nun wird von externen Stellen die Positionsanzeige per APRS inzwischen geschätzt und explizit angefragt. Am Behandlungsplatz hat der Einsatz von lokaler Telefonie bei den dort eingesetzten Kräften einen derartigen Eindruck gemacht, dass diese Funktionalität gerne wieder eingesetzt werden wird.

Dr. Alexander Hahn (DH2ID)

Einsatzkraft in der Schnelleinsatzgruppe Einsatzleitwagen.Die Übung am 23.6.2018 ist von meiner Seite her sehr gut verlaufen, ich konnte einige kleine Probleme technischer Art mit eigenen Mitteln beheben.Die gesamte Kurzwellen/VHF/UHF-Station kann mit 12 V aus Batterien oder Generatoren versorgt werden und funktioniert mit und ohne Internet-Anbindung. Ich habe bei dieser Übung Testmails mit PDF im Anhang fehlerfrei über PACTOR übertragen können. Insgesamt wurden 48 Mails ausgetauscht, unter anderem auch mit dem Einsatzleitwagen.Ich bedanke mich für die Hilfe und möchte vor Allem die großartige Arbeit von Timm Schunck DL4FLY hervorheben, der in kurzer Zeit ein funktionierendes Telefonsystem aufgebaut hat.

Timm Schunck (DL4FLY)

Notfunkreferent im Distrikt Baden.Wir hatten uns ehrgeizige Ziele gesetzt:

  1. Versorgung des ELW und der Führung mit unterbrechungsfreiem Internet über Satellit
    Versorgung war nahtlos gewährleistet, es wurde knapp 1 GB Daten über Satellit bewegt
  2. Versorgung der Lage mit Telefonie und lokalem Netzwerk/Internet zum ELW über Meshing
    Neben dem ELW wurden das Medical-Center und, nach Anforderung durch die Einsatzleitung, die Registrierungsstelle der Verletzten mit VoIP-Telefonie ausgestattet. Einfacher Aufbau durch Meshing, set&forget, Telefonie wurde viel genutzt und konnte so den 2m Funk entlasten Zusätzlicher Chat im Hintergrund konnte demonstriert werden. Hier ist ggf. Potential für ein System um die Bevölkerung zu informieren. Die Telefontechnik sowie der unabhängige Internetzugang haben bei den Beteiligten sowie besonders bei der Übungsleitung große Akzeptanz und Interesse hervorgerufen. Es wurde über künftige Einsatzmöglichkeiten gesprochen.
  3. Rückfallebene PACTOR als Emailsystem.PACTOR wurde durch DH2ID in bewährter Art und Weise parallel betrieben, war aber in dieser Übung nur untergeordnet von Bedeutung. Künftig sollten die Schnittstellen zu Winlink noch ausgetestet werden (Webmailer, RMS Relay, etc.)

Fazit:

  • Für den Amateurfunk war die Übung ein großer Erfolg und ein Proof of Concept. Wir hatten zu jeder Zeit eine Rückfallebene parat, auch als es mal Engpässe mit dem BOS-Funk gab.
  • Notfunkstellen werden im Zusammenspiel mit der BOS normalerweise mit Strom aus Generatoren versorgt. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, dass unsere Systeme eine gewisse Zeit eigenständig lauffähig sind bis eine Stromversorgung gelegt wurde. Weiterhin kann es im Betrieb zu kurzen Ausfällen der Versorgung durch Umschalten oder Betanken von Generatoren kommen. Eine Versorgung mit extern ansteckbaren Akkus wäre zu empfehlen.
  • Weiterhin müssen dringend die technischen Richtlinien zum Betrieb von Generatoren eingehalten werden (BG-Bau, FI-Schutz, etc).
  • Weitere Übung und Sammeln von Praxiserfahrung beim Betrieb der 5,8GHz-Strecken sind erforderlich.

 

 

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