Als die neun DARC-Funkamateure von A03 und A04 am 4. Juli morgens in der Feuerwache der Kurstadt eintreffen, ahnen sie noch nicht, was sie an diesem Tag erwartet. Um 8.00Uhr eröffnet der Übungsleiter die Katastrophenschutzübung: "Unserer Leitstelle wurde ein Brand im Keller des Klinikums Mittelbaden gemeldet. Wir müssen davon ausgehen, dass die gesamte Klinik evakuiert werden muss. Daher werden nun der Führungsstab und der Verwaltungsstab des Stadtkreises Baden-Baden einberufen."
Damit beginnt für die OM's der Aufbau der portablen Funkstation. Die FD4 und der UKW-Rundstrahler werden zügig am Schlauchturm befestigt. In der Nähe des ELW2 der Feuerwehr wird die Kurzwellen-PACTOR-Station aufgebaut. Nach wenigen Minuten ist alles fertig, die Verbindungen auf dem 7MHz-Band nach Karlsruhe und Stuttgart werden getestet. Dort halten sich das Team von A07 und DL8MA an ihren Stationen bereit, um die Nachrichten für das Regierungspräsidium und das Innenministerium zu empfangen. Auch die Verbindungen zu den Winlink-Gateways im 7MHz-Band funktionieren auf Anhieb. Michael Schorradt, OVV von A03, erklärt: "Die Nachrichten werden als Winlink-Mails übertragen. Wir können damit nicht nur andere Funkamateure, sondern auch ganz normale Internet-Nutzer erreichen. Das funktioniert weltweit und ist sogar ausfallsicher."
Gegen 10.30Uhr erscheint ein Fernmelder der Feuerwehr mit der ersten Meldung. "Wir haben hier einen Lagebericht für das Regierungspräsidium Karlsruhe. Für die Übung nehmen wir jetzt an, dass das Telefonnetz in Baden-Baden gestört ist." erklärt er den Notfunkern. Der Meldungstext wird nun in der Software RMS EXPRESS Wort für Wort eingegeben. Die Daten werden anschließend vom PACTOR-Modem in NF-Signale umgewandelt und vom Transceiver als SSB-Signal ausgesendet. Die gesendeten Mails können nun von der Station in Karlsruhe direkt empfangen oder von einer weiteren Funkstation (RMS) abgerufen werden. Das ganze dauert nur wenige Minuten. Trotz QRM durch Contest-Betrieb sind die Verbindungen erstaunlich stabil und schnell. Über UKW-Sprechfunk stimmen sich die Funkamateure in Karlsruhe und Baden-Baden ab. Das Relais DB0UK, was hierfür benutzt wird, ist in der Region sehr gut erreichbar und auch Notstrom-versorgt.
Nach drei Stunden Betrieb ist der 17Ah-Bleigel-Akku der Station entladen, ein 35Ah-Akku steht als Ersatz bereit. Weitere Lagemeldungen und Materialanforderungen aus dem Führungsstab folgen und werden nacheinander nach Stuttgart und Karlsruhe übertragen. Wenig später kommt dann noch eine Lagemeldung für die SAR-Leitstelle der Bundeswehr in Münster. "Ein Rettungshubschrauber ist verunglückt. Diese Nachricht schicken wir nun an meine private E-Mail-Adresse. Auch die anderen Nachrichten wurden heute nicht an die Behörden weitergegeben. Schließlich handelt es sich ja um eine Übung", so Schorradt.
Um 13.30Uhr verkündet Wilhelm das Ende der Übung und lobt die Funkamateure: "Alle Nachrichten wurden schnell und ohne einen einzigen Fehler übertragen. Die DARC-Funker haben sehr professionell gearbeitet." Zufrieden zeigt sich auch Schorradt: "Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr war ausgesprochen kameradschaftlich. Wir wurden die ganze Zeit mit Getränken versorgt, was bei der Hitze heute extrem wichtig war."
Der gemeinsamen Übung waren Gespräche und Verbindungstests vorausgegangen. Weitere Übungen, auch zusammen mit der Feuerwehr Baden-Baden, werden nun folgen. Neben der Inbetriebnahme einer Notfunkstation muß auch die fehlerfreie Nachrichtenübertragung regelmäßig geübt werden, denn die IARU-Notfunkprozedur, ein internationaler Standard, entspricht nicht dem üblichen Funkverkehr. Mit der Verpflichtung als Katastrophenschutzhelfer wird die Kooperation zwischen den DARC-Mitgliedern und der Feuerwehr nun auf ein solides Fundament gestellt. Versicherungsschutz, Verdienstausfall und Datenschutz werden hierdurch formal geregelt. Eine strikte Dienstverpflichtung gehen die badischen Funkamateure damit allerdings nicht ein.
[Foto: Klaus Huber, DL5EC]