Karl Heinz, DC9AW (sk)
Karl Heinz, DC9AW (sk)
An der Bar
Gäste aus Goslar
Gäste aus Goslar H09
Michael, DK3VK
Michael, DK3VK
Herbert, DJ6RV
Herbert, DJ6RV
Conny DD7OA, Thomas und Siegfied, DK4OE
Ralf, DG4ABR, Siegfried, DK4OE, Oliver DH8OH und Achim, DB8AD
Ralf, DG4ABR, Siegfried, DK4OE, Oliver DH8OH und Achim, DB8AD

Fünfzigjähriges Jubiläum OV Seesen /H22

Am 25.5.2002 begingen wir das 50jährige Jubiläum unseres Ortsvereines.

 

Aus diesem Anlass hielt unser OVV Siegfied Berner, DK4OE, eine Rede, die Sie hier nachlesen können.

 

Mit Gästen aus Goslar und Osterode feierten wir im "Schützenhaus"  des Seesener Ortsteiles Bornhausen.

 

Nachdem wir das Kuchenbuffet  bewältigt hatten, gab unser OVV Siegfried Berner, DK4OE einen Rückblick auf die Geschichte des Vereines. Das Gründungsmitglied Karl-Heinz Kraatz, DC9AW, aus Kirchberg konnte mit einem Blumenstrauß geehrt werden.

 

Nach diesem "offiziellen", bei H22  aber wie immer locker gehandhabten Teil der Veranstaltung wurde der Grill angeheizt.

 

Dank der guten Vorbereitung durch unsere XYLs mußte niemand hungrig bleiben. Die vielen Salate und das leckere Grillgut füllten auch den letzten freien Platz in unseren Mägen.

 

An diesem Platz noch einmal ganz herzlichen Dank an die fleißigen Helfer, die zum Gelingen der Feier beigetragen haben. Besonders erwähnt werden sollen hier Marga, XYL von Herbert DJ6RV, die  zu Beginn der Veranstaltung fast allein die durstigen Kaffeegäste versorgt hat und Heinz-Dieter, DG8AX, mit XYL als "Hüttenwirte".#

Ansprache

To top

50 Jahre DARC OV Seesen (am 25. Mai 2002)

 

Liebe XYLs und OMs, liebe Gäste!

Es war heute vor genau 50 Jahren, als sich eine Anzahl von Funkfreunden in Seesen zusammenfand, um einen neuen Ortsverband des Deutschen Amateur Radio Clubs zu gründen. Damals traf man sich unter der Leitung des damaligen Distriktvorsitzenden OM Dr. Lemensiek, DL1QQ, zur konstituierenden Sitzung. Ein halbes Jahrhundert später, sind wir hier zusammengekommen um den 50. Geburtstag zu feiern. Das Sie und Ihr heute Nachmittag die Zeit dafür gefunden habt, dafür bedanke ich mich im Namen des ganzen OV recht herzlich.

50 Jahre sind eine lange Zeit, wenn man aber , so wie ich, schon viele Jahre dabei ist, doch ein überschaubarer Zeitraum. Ein OM unseres OV, unser Karl Heinz, DC9AW, war von Anfang an dabei. Er wird uns sicher später einige Episoden aus diesen frühen Tagen erzählen können.

Es gibt übrigens Stimmen die behaupten unser Ortsverein sei sogar älter, genau gesagt 55 Jahre alt. In einer Liste von Ortsverbänden der damaligen Britischen Besatzungszone aus dem Jahr 1947 war schon ein Ortsverein in Seesen verzeichnet. Dieser Verein scheint aber nur eine kurze Zeit bestanden zu haben und hat mit unserem OV nicht viel zu tun.

Nun, wie begann das damals?

Die Zahl der Mitglieder lag zu Beginn bei ca. 50. Nach einigen Monaten schrumpfte sie allerdings auf ca. 15 zusammen. Verständlich, denn der Amateurfunk war für die meisten Bürger in dieser Zeit etwas Exotisches. Sicher hat sich bei vielen Interessenten sehr schnell Ernüchterung eingestellt.

Zum ersten OVV wurde OM Alfred Bock aus Seesen gewählt. Leider haben sich die Spuren dieses OMs nach seinem Wegzug von hier verloren.

Und wie sah die Funkwelt vor 50 Jahren aus? Aus heutiger Sicht recht primitiv. Aber dieses Urteil wäre sicher vorschnell. Improvisation, Ideen, Beziehungen und natürlich Ham Spirit waren die wichtigsten Eigenschaften, die ein Funkamateur in diesen frühen 50er Jahren besitzen musste. Nach einem verlorenen Krieg war schliesslich alles was mit Funk zu tun hatte zunächst einmal verdächtig. Die Bundesrepublik war noch jung und die Besatzungsmächte noch immer misstrauisch.

So sind die ersten OMs unseres Ovs sicher sehr aufeinander angewiesen gewesen, wenn es darum ging QRV werden zu können. Man darf nicht vergessen welche Verkehrsmittel damals zur Verfügung standen. Ein privater PKW war 1952 und in den Folgejahren purer Luxus. Trotzdem haben es die OMs damals geschafft QRV zu werden.

DJ2BH und DJ6HP waren nur einige der Rufzeichen, die aus unserem OV heraus in die Luft gingen. Ausbildung von Nachwuchs war damals bei uns noch eine wichtige Säule. Fertige Geräte konnte man noch nicht kaufen. Bauteile waren Mangelware und sehr teuer. So behalf man sich meist mit dem Umbau ehemaliger Wehrmachtsgeräte oder ausgemusterter Anlagen der Besatzungsstreitkräfte.

CW und AM waren die vorherrschenden Betriebsarten im Kurzwellenbereich. Im OV Seesen begann man aber schon in diesen frühen Tagen im UKW Bereich, also auf 2m, zu experimentieren. Dies sollte über Jahre so bleiben.

Mit einem Handwagen voll mit Geräten, Akkus und Antennen zog man zu Fuss von Seesen aus auf die nahen Berge, zum Beispiel den Hohen Stein, um von dort aus weit in die Norddeutsche Tiefebene hinein Verbindungen machen zu können. Zur Erinnerung: Der UKW Rundfunk steckte zu dieser Zeit unter dem Slogan "Welle der Freude" mit nur wenigen Sendern des damaligen NWDR bei uns in den Kinderschuhen. Das heisst diese Technik war noch kein Allgemeingut sondern für viele eine Art "schwarze Kunst".

So funkte es aus dem Vorharz das erste Jahrzehnt bis 1961 der Vorsitzende im Ortsverein wechselte. Die Umstände dieses Übergangs liegen ein wenig im Dunklen. Deshalb werde ich nicht weiter darauf eingehen.

Mit Helge Haensel, DJ1WM, übernahm ein junger, engagierter OM den OV. Neben seinen persönlichen Aktivitäten auf dem Band, brachte er auch mit einer überregionalen Veranstaltung den OV H22 in das Bewusstsein der Funkamateure. Mit der Einrichtung des "Norddeutschen UKW Treffens" in Rhüden wurde unser OV Seesen mit einem Schlage bekannt. Gross war der Andrang in den 60er Jahren bis in die ersten Jahre der 70er , wenn in Rhüden Fachvorträge und Mobilveranstaltungen geboten wurden. Auch Möglichkeiten Geräte zu messen, damals nicht selbstverständlich, wurden dem technisch interessierten OMs geboten. Helge hat damals Rhüden als "Markenzeichen" für den UKW Amateurfunk fest etabliert.

Während dieser Zeit spielte sich der Betrieb auch bei H22 fast ausschliesslich im 2m Band ab. Etliche AM Stationen waren in der Luft. Hauptaktivitätszeit war der Sonntagmorgen. Jeder OM hatte seine Hausfrequenz, natürlich bequarzt. VFOs für den Sender waren noch eine absolute Seltenheit. Der Ruf "ich drehe jetzt über das Band" war der Standardtext nach jedem cq Ruf. Klar das eine antwortende Station jedesmal mit besonderer Freude registriert wurde.

Visuelle QSOs, also Versammlungen, gab es meistens einmal im Jahr dann im Gasthof "Zur Tanne" in Rhüden, wo auch die UKW Tagungen stattfanden. In dieser Zeit hatte der OV ca. 12 Mitglieder. Also eine kleine, verschworene Gemeinschaft.

Diese kleine Gruppe bekam dann zu Beginn der 70er Jahre eine besondere Aufgabe. In Seesen wurde ein neues Gebäude für das Gymnasium errichtet. Der Leiter der Schule, OM Strube, DK2ZZ, hatte es beim Landkreis Goslar geschafft, etwas Geld für eine Schulstation bereitstellen zu lassen. Helge, DJ1WM, stellte die notwendigen Materialien, Geräte und Antennen zusammen. Zum Jahreswechsel 1971 konnte dann die Station aufgebaut werden. Viele OMs halfen damals mit. Kurz darauf war die Schulstation DK0GS auf Kurzwelle und UKW in der Luft. Auch der eigentliche Sinn dieser Station, nämlich Jugendliche an das Hobby heran zuführen, wurde erreicht. Einige interessierte Schüler, z.B. unser Jürgen, DK8AP, kamen so zum Amateurfunk.

Übrigens UKW, in dieser Zeit wurden viele 2m Geräte aus Funktaxen und anderen kommerziellen Anwendungen für die Funkamateure verfügbar, da die Funknetze vom 50khz auf das 25khz Raster umgestellt werden mussten. Mit Hilfe dieser Geräte wurden z.B. auf dem Steinberg bei Goslar und mehreren anderen Erhebungen der Gegend Relaisfunkstellen errichtet. Dies sollte grosse Auswirkungen auf den Funkbetrieb, ja das Verhalten der Funkamateure, auch in H22 haben. War es früher eine Besonderheit auf dem 2m Band ein Signal zu hören, war mit Einführung der Relais immer eine Gegenstation verfügbar. Die Funkamateure drängten sich auf den Relaiskanälen, nette Runden taten sich auf, aber man musste auch erste Erfahrungen mit Störern machen. Bis dahin fast undenkbar.

In der Mitte der 70er Jahre gab DJ1WM den Vorsitz des Ortsvereines ab. Zu seinem Nachfolger wurde 1975 Siegfried Berner, DK4OE, gewählt. Da dieser seinen Wohnsitz in Bockenem hatte, verschob sich auch der Schwerpunkt der Aktivitäten zunächst ein wenig hierhin. Da in der Zwischenzeit fast jedes OV Mitglied ein Auto hatte, konnte man sich auch öfter treffen. Zunächst in Bockenem bei DK1AE, der dort ein Lokal betrieb.

Hier fand dann auch 1977 die erste Amateurfunkausstellung statt. Eine weitere Ausstellung wurde ein Jahr später von DK3VK in Bad Gandersheim organisiert. Der damals boomende CB Funk bescherte H22 viele neue Mitglieder, denen der Betrieb auf 11m nicht mehr ausreichte. In wenigen Jahren verdoppelte sich die Mitgliederzahl auf über 30.

In diesen Jahren fanden auch Fahrten per Bus in das Amateurfunkzentrum in Baunatal sowie zu den Sendeanlagen des Hessischen Rundfunks auf dem Hohen Meissner statt. Das OV Leben hatte sich eingependelt. Der jährliche Grillnachmittag gehörte ebenso zum Jahreslauf wie das Treffen zwischen den Jahren, das mal beim Kegeln, mal bei der Seesener Feuerwehr stattfand. Als OV Frequenz wurde 145,525 ausersehen. Oft gab es in diesen Jahren Mitbenutzer die manchmal die Freude trübten. Aber starrsinnig wie wir Vorharzer nun einmal sind haben wir uns auf dieser QRG bis heute festgesetzt.

Da ein Wechsel der Vorstandsköpfe oft für frischen Wind sorgt, übergab DK4OE im Jahre 1985 an Michael, DK3VK. Michael lud noch im gleichen Jahr die Distriktsversammlung nach Bad Gandersheim ein. Die anwesenden OVVs haben sich dort sehr wohl gefühlt.

In diesen Jahren tauchte in den Shacks der OMs neben den Funkgeräten ein weiterer Bestandteil der Station auf: Ein kleiner Kasten, eine Tastatur und ein Bildschirm. Auf diesem Kasten stand meistens C64, oft gehörte ein Floppy Laufwerk dazu. Das Digitale Zeitalter war ausgebrochen. Wer mit der Zeit gehen wollte, machte Packet Radio. Bei H22 waren DK3VK und DK8AP die Vorreiter. Mehrere OMs folgten nach. Fortan diskutierte man auf der OV Frequenz über Rechnerprobleme, neue Software und die letzten interessanten connects. Mailbox, Digi, Linkstrecke, TNC und später DAMA gehörten plötzlich zum Umgangston wie QSO, QRL und 73.

Im Jahre 1987 übernahm dann wieder DK4OE den OV Vorstand. Zum Stellvertreter wurde Rainer, DB2OM, gewählt. Der OV hatte noch immer mehr als 30 Mitglieder, allerdings machte sich die geographische Lage als Randgebiet zu den Zentren um Braunschweig und Hannover immer stärker bemerkbar. Alle OmM, die über DK0GS zum Amateurfunk gekommen waren, studierten an entfernten Hochschulen und waren somit für eine aktive Arbeit vor Ort nicht verfügbar. Mehrere Mitglieder pendelten wochentags aus und hatten somit wenig Zeit sich dem Hobby zu widmen. Der OVV und sein Stellvertreter gingen oft auf Dienstreisen, teilweise über längere Zeit ins Ausland. Somit war an eine nachhaltige Nachwuchsförderung nicht zu denken. Kein Wunder, das in den 90er Jahren die Mitgliederentwicklung stagnierte. Dazu kam der Einzug der Kommunikationstechnik in Form von Handies, LPD Funkgeräten und Erweiterungen im CB Bereich in viele Haushalte. Man brauchte keine Lizenz mehr um Funken zu können.

Die letzten 5 Jahre standen auch im Zeichen des Internets. Auch unser OV hat seit einigen Jahren eine eigene Hompage. Die E-Mail hat den Nachrichtenaustausch in Packet Radio fast vollkommen ersetzt. Geblieben sind die Gespräche auf der OV Frequenz oder über ein Relais.

Einige OMs haben aber ihre Stationen weiterentwickelt. DG9AU und DK3VK sieht man in ATV, DG8ABG kann man gelegentlich über die verschiedenen Satelliten hören, DO1OHS arbeitet in SSTV im UHF Bereich. Es gibt also keinen Stillstand. Es bleibt weiterhin spannend.

Liebe XYLs und OMs dies war nur ein kleiner Streifzug durch 50 Jahre H22 Geschichte. Ein halbes Jahrhundert, und doch erscheinen viele vergangene Ereignisse ganz nah. Unser Ortsverein hat nie an einer Klubmeisterschaft teilgenommen oder einen Wettbewerb gewonnen. Schlagzeilen gab es nicht bei uns. Wir haben nur ein wenig Gemeinschaft gelebt, uns bei Problemen geholfen, miteinander geredet, ja, auch mit unseren Geräten herumgespielt. Wir haben gemeinsam unser Hobby gelebt. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Darum, so meine ich haben wir eine gutes erstes halbes Jahrhundert OV Seesen hinter uns.

Uns allen wünsche ich für die nächsten 50 Jahre H22 viele Freude am gemeinsamen Entdecken der Zukunft, Ham Spirit und eine starke Gemeinschaft.

In diesem Sinne viele 73!
Siegfried Berner
DK4OE, OVV H22

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