mit mechanisch rotierenden Farbfilterflügeln vor der Aufnahmekamera und synchron vor dem Bildschirm Farbbilder bzw. eine Illusion dessen zu übertragen. Aber erst der Firma RCA gelang es, die ganze Kette von der Kamera bis zur Bildwiedergabe rein elektronisch auszuführen. Entscheidend war die Kunst, eine Bildröhre mit nun drei integrierten Elektronenkanonen zu kreieren. Die ersten amerikanischen Farbröhren waren rund, also ähnlich älteren Oszillografenröhren, die manchen noch bekannt sein dürften.
Dieser Tage spielte mir Klaus, DL4KCK, ein ehemaliger WDR-Mitarbeiter, die Entwicklungsgeschichte des amerikanischen Farbfernsehsystems zu. Die Story löste sofort Jugenderinnerungen aus. Denn schließlich war ich in den späten 60er Jahren Lehrling der Fernsehtechnik, mein Meister war Amerikaner und wir hatten in meiner Heimatstadt mehrere amerikanische Garnisonen, folglich amerikanische Kunden. Zusammen mit meinem Meister reparierten wir die von den Amis mitgebrachte Fernseher, sowohl in den US-Kasernen als auch in den Housing Areas (so nannte man die Wohngebiete der GIs mit ihren Familien). So begegneten mir erstmals runde RCA-Farbbildröhren. Vorne war allerdings eine Maske bzw. die rechteckige Frontblende. Alle Farbfernseher waren teuer und darum auch mit aufwändigen Holzgehäuse versehen. Die billigen "Kisten" fürs Schwarzweiß-Fernsehen hatten dagegen ein Blechgehäuse und die Rückwand war mit unzähligen Blechschrauben verschraubt. Was für uns nur den einen Schluss zuließ: In den US-Konzernen müssen wohl auch Waschmaschinen produziert werden...hi.
Nach längerer Dienstzeit kauften die Amis in unserem Geschäft dann deutsche Farb-TVs zur Mitnahme in die USA. Ihre Begründung: "because the furniture". Wir bauten die Philips, SEL und Nordmende usw. auf 110 V US-Netzspannung um und integrierten noch einen Ton-Konverter. Unser Hinweis, dass die deutschen Geräte aber in den Staaten nur schwarzweiß funktionierten, beeindruckte die Amis wenig. Es waren die Holzgehäuse, was zählte! Wir zeigten den Kunden noch, wo der Bildfang- und der Zeilenfangregler positioniert waren (wichtig wegen der in den USA abweichenden Bild- und Zeilenfrequenz). Dazu muss man wissen, dass zur damaligen Zeit noch Röhrengeräte gängig waren mit unvermeidlicher Wärmeentwicklung im Innern. Folglich zeigten sich gern Instabilitäten der Oszillatoren. Abstimmgriffel zum Nachregeln waren darum an der Rückwand für den Kunden zugänglich. In diesem Fall ein Vorteil.
Wir haben später nie mehr was von den in die USA zurück gekehrten Amerikanern gehört. War wahrscheinlich auch egal. Bei den Amis lief den ganzen lieben langen Tag in jedem Zimmer ein Fernseher. Das war schon in den Housing Areas in Deutschland zu beobachten. Nun, immerhin konnten sie daheim angeben, dass sie stolzer Besitzer auch eines Fernsehers mit Holzgehäuse seien.
Vy 73,
Klaus, dh6mav