Ich überlebte die HAM-RADIO 97
oder: aus dem Leben einer verheirateten Funkerin
Am Donnerstag, 26.6.1997, pünktlich auf die Minute, lieferte ich meinen Mann Peter vor der Flohmarkthalle ab. Zu seinem Erschrecken standen an der Information noch viele für einen Tisch an und er trug sich brav in die Warteliste ein. Nachdem wir mehrmals um die Tische kreisten, stand fest, dass auch unsere Bekannten ohne Tischreservierung da waren. Die Bemerkung meinerseits „hättest Du mal früher“ erzürnte ihn leicht, denn er war der Meinung gewesen, Februar wäre ja noch früh genug. Denkste!
Als wir die zusätzlichen Tische sahen, keimte etwas Hoffnung, doch die Warteliste wurde nur langsam weniger. Geduldig stellte ich mich neben die Information und ergatterte doch noch einen Tisch. Schnell meine Decke aus dem Auto und ab zum Essen, denn langsam knurrte mir der Magen. Doch er musste noch etwas warten, denn es wurde noch bei Bekannten gefachsimpelt und die angebotenen Gummibärchen füllen halt keinen Magen.
Am Freitag kreisten wir mehrmals über den Flohmarkt, denn ein ganz bestimmter Kondensator wurde gesucht, und dann gings rüber zum Conradstand. Einmal Menschenschlange hin und zurück. Ein low cost Cassettengerät für meinen Morselernwillen, mal wieder hi, fiel im vollen Korb nicht mehr auf. Dann wurde der Flohmarkt bestückt, während ich noch für die vergessenen Zettel Ersatz auftrieb.
Endlich konnte ich die „restliche“ Messe besuchen. Beim ersten Vorbeilaufen am DL-YL-Stand herrschte noch gähnende Leere, doch beim nächsten Mal sah ich bekannte Gesichter, und es blieb nicht nur beim Halle hier und Hallo dort. Überall wurden Bilder ausgetauscht und Stories erzählt und neue Bekanntschaften geschlossen. Wir wurden auch wieder liebevoll mit wohlschmeckendem Kaffee und viel Kuchen versorgt.
Ein Blick auf die Uhr ließ mich fluchtartig diesen Platz verlassen, denn es war schon weit nach Mittag und mein Peter hungerte sicherlich am Stand. Nachdem ich ihn und mich versorgt hatte, übernahm ich den Standdienst. Wenn uns die Männer nicht hätten!
Am Samstag gleiches Spiel wie gestern: Kreisen, Conrad, Standbestückung. „Ach, kannst Du mal eben dort das Bestellte abholen?“ Ich übernahm dann früh den Standdienst und ermahnte ihn, ja pünktlich da zu sein, denn das YL-Treffen hatte ich noch nie ausgelassen.
Dort stand schon der Kaffee auf den Tischen und der leckere Erdbeerkuchen lachte uns an. Schnell noch ein paar Erinnerungsphotos, denn wann sieht man – äh frau – schon so viele Funkerinnen beisammen. Nach mehrmaligen – ist das bei Frauen so üblich? – Versuchen konnte Gitta, DF1GBB, das YL-Treffen eröffnen. Sie bedankte sich bei ihrer Vorgängerin Ingrid, DL3SAP, für die geleistete Arbeit.
Zur Erinnerung an das diesjährige YL-Treffen bei der HAM wurden diesmal blau-weiße, oder umgekehrt, Regenschirme verteilt. Ein wirklich passendes Geschenk für die verregneten Tage, wenngleich der Samstag hier eine lobenswert Ausnahme war.
Vom DARC begrüßte Gitta OM Bernd Häfner, DB4DL, und den neuen Vorsitzenden Karl Vögele, DK9HU, der erst mal seine Frau entschuldigte, die nicht zur HAM-Radio kommen konnte. Leider ließ er zu deutlich anklingen, dass wir Frauen nur der Anhang, XYLs (ex young lady“ zu gut Deutsch Ehefrau eines Funkers, sind. Nach dem Motto „selbst ist die Frau“ sollen wir auch unseren weiblichen Nachwuchs selbst aktivieren und ausbilden. Meine Freundin und ich hatten bei der Rede ein ungutes Gefühl, als ob alle OW nur den sogenannten „Kartoffelfunk“ beherrschen.
Anschließend stellten sich wieder zahlreiche Funkfreundinnen aus aller Welt vor. Die belgische Delegation wies auf ihren jährlichen Aktivitätskontest am 20. und 21. Juli hin. Marlies, DF5VW, bat um Ablösung bei der DL-YL-Information. Sie sucht eine YL mit einem computerumgehenden OM, hi, ist mir nur so aufgefallen.
Der Sonntag verlief sehr ruhig. Und um drei Uhr konnte man schon überall leere Tische sehen. Die letzten Grüße wurden ausgetauscht und „see you again next year“. Oder bist Du auch in Weinheim?
Sigrid, DG6KD
Grußwort zum YL-Treffen
Liebe YLs, XYLs und SWLs, meine Herren, meine Damen, liebe YL Dr. Brigitte Blank, DF1GBB,
ich freue mich sehr, dass Sie sich heute wiederum in Friedrichshafen treffen und demonstrativ zeigen, dass Sie alle mehr sind, als nur eine kleine Minderheit unter den Funkamateuren. Da meine liebe Frau, die heute aus beruflichen Gründen nicht mit nach Friedrichshafen kommen konnte, ohnehin schon einen großen Einfluss auf mich hat, aber kein Funkamateur ist, wie groß muss erst ihr Einfluss sein, ja auch ihre gemeinsame Freude an unserem Hobby, da sie ja zusätzlich Funkamateurinnen sind.
Nutzen Sie das doch ein bisschen mehr aus! Man sagt immer, die Damen unserer Republik seien der Technik nicht so hold, aufgeschlossen, zugewandt oder wie auch immer. Das stimmt doch gar nicht. Dass Sie hier sind, ist doch der Beweis des genauen Gegenteils. Ich möchte Sie dazu ermuntern, kräftig zu klappern und Reklame zu machen, damit Sie künftig alle sehr viel mehr unter uns vertreten sind. Dann brauchen wir uns vielleicht gar nicht mehr so viel Sorgen zu machen, wie wir miteinander auf den Bändern umgehen. Auch sonst würde sich doch einiges ändern können, und zwar nicht zu unserem Nachteil. Eine bessere Durchmischung der Geschlechter untereinander – rein zahlenmäßig, hi – war schon immer gut. Im Beruf ist das so, und es wäre es auch sicher in unserem Hobby.
Seien Sie aktiv und bilden Sie mit uns allen mehr YLs und XYLs zu Funkamateuren aus. Unser neues Amateurfunkgesetz gibt uns dazu mit dem neuen Ausbildungsfunkverkehr die ideale Chance. Seien Sie uns weiter so gewogen wie bisher.
Ich wünsche Ihrem Treffen einen guten Verlauf und auf der HAM-Radio noch viel Spaß.
Ihr Karl-Erhard Vögele, DK9HU
Quelle: DL-YL-Informationen 1997