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"Smart Meter kosten mehr als sie einsparen" - Update

So genannte intelligente Stromzähler kosten mehr als sie letztendlich helfen würden, Energie einzusparen. Diesen Tenor legen aktuell verstärkt die Verbraucherschützer zutage. Grundlage der Diskussion ist die Information des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, kurz BMWi, zwar keine flächendeckende Einführung dieser Geräte favorisieren zu wollen, wohl aber bei jenen Kunden, die mehr als 6000 kWh Strom im Jahr verbrauchen.

Der DARC-Referent Normen, Knut Rothstein, DL1KRT, hat sich mit dem Thema der intelligenten Stromzähler näher befasst und berichtet seine Expertise in einem Kommentar:

„Es hat lange, viel zu lange gedauert, bis die Erkenntnis aus dem oben Zitierten häufiger öffentlich zu hören ist. Schon während der Debatten nach der Jahrtausendwende bei der Formulierung der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes (in 2005 dann verabschiedet) war Vielen klar, dass intelligente (und teure) Haushalts-E-Zähler keinen nennenswerten Beitrag zur Energieeinsparung würden liefern können – eher im Gegenteil. Promoter der flächendeckenden Einführung solcher Zähler waren die Anbieter solcher Zähler und nicht klar erkennbare Gruppen, die über neue Geschäftsmodelle im Energiemarkt, vielleicht sogar weit darüber hinaus nachdenken.

Die Argumentation, dass für den „intelligenten Betrieb“ des Stromnetzes („Smart Grid“) detaillierte Informationen über den einzelnen Privathaushalt („Smart Home“) notwendig seien, lässt sich leicht angreifen. Die Elektrizitätsversorger und -verteiler haben über Messeinrichtungen im Verteilnetz und durch die gute Kenntnis des Verbrauchsverhaltens der Verbraucher in Wohn- und Mischgebieten keinen Bedarf für zusätzliche Detailinformationen aus einzelnen Haushalten. Die Lastgänge sind erfasst und recht stabil. Sie haben auch keine kurzfristigen Eingriffsmöglichkeiten in das Versorgungsnetz. Sie könnten auf Meldungen aus einzelnen Haushalten gar nicht reagieren.

Ob umgekehrt der E-Kunde nun wirklich seiner Waschmaschine überlassen will, auf eine elektronisch übermittelte, befristete Strompreissenkung spontan nachts um 2 Uhr mit einem Waschgang inkl. Schleudern zu reagieren, möchte ich deutlich infrage stellen. Seine und die Nachtruhe der Nachbarn ist vielleicht doch mehr wert als 10 Cent Stromkostenersparnis ...

Diese „Zusatzfunktionen“ des intelligenten Zählers scheinen mir ohnehin das wirklich kritisch zu beleuchtende Feld zu sein. Den Protagonisten war es schon sehr früh klar, dass Mehrwert zumindest argumentativ ins Feld geführt werden muss, um Chancen für die flächendeckende Einführung intelligenter Zähler zu haben. Neudeutsch: Die „Killer-Applikation“ muss gefunden werden. Die Gas- und Wasser-Verteiler und noch andere entdeckten plötzlich Chancen, sich an den E-Zähler als Informationszentrale für alle möglichen Informationen für und aus unseren Haushalten anzudocken. Nun scheint die Überzeugungskampagne nicht so recht gelungen zu sein.

Jede Ausschlussregelung, wie jetzt die 6000 kWh/a, macht die Einführung für die Anbieter unattraktiver. Aus Sicht der E-Zähler-Anbieter wär es eben optimal, über ein paar Jahre die rund 40 Mio. Ferraris-Zähler (die Klassischen mit der rotierende Scheibe) in Deutschland zu ersetzen. Wobei der Ersatz der Messeinrichtung – Hall-Sonden anstelle des Ferraris-Motors – nicht kritisch ist. Die zusätzliche Elektronik, die den Zähler zur potenziellen Informationsaustauschzentrale macht, ist entscheidend.

Für mich besteht jetzt wieder mehr Hoffnung, dass wir doch selbst entscheiden können, ob wir einen Spion mehr im Haushalt haben wollen oder nicht. Sehr viele Privathaushalte bleiben unter 6000 kWh/a, selbst wenn es eine PA geben sollte. Über Verlässlichkeit und Schutz von Daten möchte ich hier nichts schreiben. Das sind komplexe, bisher in keiner Weise gelöste Probleme. All dieses hat nichts mit unserem Hobby zu tun. Das kommt erst ins Spiel, wenn wir die Kommunikation des intelligenten E-Zählers betrachten. Es liegt natürlich nahe, bei einem Gerät, das zwangsweise mit dem Niederspannungs-Haushalts-Netz verbunden ist, genau dieses Netz auch für die bidirektionale Übertragung von Daten in Betracht zu ziehen. Alle wissen, dass das Netz dafür nicht geschaffen wurde. Wir wissen zusätzlich, dass es dafür auch absolut ungeeignet ist. Leider wurde unsere Expertise nicht gern gehört, zuweilen auch völlig überhört.

Immerhin könnte man sich noch vorstellen, dass ein paar Tarif- und ein paar Verbrauchsinformationen pro Tag auf diesem Wege übertragen würden. Dafür könnte die vorhandene PLC (oder PLT genannte) Technik im Frequenzbereich unter 150 kHz Verwendung finden. Das wäre eine Fortschreibung der Rundsteuertechnik, wie sie z.B. für Straßenlaternen seit Jahrzehnten im Einsatz ist. Es ist jedoch offensichtlich, dass eine solche Beschränkung der Datenraten denen überhaupt nicht ins Konzept passt, die ihre künftigen Geschäftsmodelle bei den oben schon angesprochenen „Zusatzfunktionen“ wittern. Eine flächendeckende PLC-Nutzung mit PLC-Modem-Nutzfrequenzen bis 30 MHz oder noch darüber hinaus wäre jedenfalls für unser Hobby eine schwere Bedrohung. Wenn jemand schon Bedarf für hohe Datenraten zwischen seinem Haushaltszähler und seinem Versorger oder dessen Dienstleister (???) sieht, wäre PLC-Nutzung natürlich keinesfalls zwingend. Bestehende und ggfs. auch neue Mobilfunknetze wären leistungsfähigere Alternativen.“

Soweit der Kommentar von DL1KRT.

Über die aktuelle Diskussion der Verbraucherschützer berichtet beispielsweise das Nachrichtenportal Heise unter http://www.heise.de/newsticker/meldung/Smart-Meter-Verbraucherschuetzer-wettern-gegen-intelligente-Stromzaehler-2611244.html?wt_mc=rss.ho.beitrag.rdf .

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