Den Veranstaltern gelang es, ein vollgepacktes Vortragsprogramm zusammenzustellen. Mit dabei waren Referenten nicht nur aus dem AMSAT-Kosmos, sondern von der Hochschule Bochum, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA sowie dem Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB Systems und der Greatech GmbH, tätig im Bereich IoT und Industrie-Gateways.
Der AMSAT-Vorsitzende Peter Gülzow, DB2OS, stellte zum Auftakt die Frage „AMSAT-DL, Quo Vadis?“. Für 2025 steht der Start von ERMINAZ-1U und ERMINAZ-1V an, den beiden PocketQubes der AMSAT-DL. Sie sollen eine Reihe von Telekommunikationsexperimenten im Amateurfunkbereich durchführen. Neben einer CW-Bake ist SSDV zur digitalen Bildübertragung vorgesehen, deren Bilder auf einer Mikro-SD-Karte gespeichert sind und zyklisch ausgesendet werden. Ein weiteres Ziel von ERMINAZ-1U und -1V ist auch die Heranführung und Einbindung von Studierenden in die Projekte der AMSAT-DL, wie Prof. Dr-Ing. Daniel Schilberg von der Hochschule Bochum zu berichten wusste. Über 20 Studierende nehmen an dem dortigen Satellitenprojekt teil, einige von ihnen wollen auch Funkamateure werden.
Über „Neues aus der Antarktis“ referierte Charly Eichhorn, DK3ZL. Mittlerweile haben 76 Schulkontakte mit DPØGVN, der Neumayer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis, stattgefunden. Am 9. August kam es jedoch zu einem Ausfall an der Station. Momentan werden mit Hochdruck Ersatzteile gebaut, damit wieder Schulkontakte stattfinden können.
Heinrich Hertz (auch H2Sat) ist ein 2023 gestarteter geostationärer Kommunikationssatellit, finanziert vom DLR und gebaut durch OHB Systems. Bereits 2012 hatte die AMSAT-DL eine Amateurfunk-Nutzlast auf dem Heinrich-Hertz-Satelliten mit dem Namen „SYNCART 2.0“ vorgeschlagen. Aus dem Vorhaben wurde seinerzeit nichts. Zwölf Jahre später ergeben sich möglicherweise neue Optionen für den Amateurfunk, wie die für OHB Systems tätigen Referenten Kai Siebels, DHØSK, und Ralf Wilke, DH3WR, erklärten. Wichtige Faktoren hierfür sind die Ka-Band ISL Link-Antenne und die Nutzlast GeReLEO-SMART: Der Heinrich-Hertz-Satellit könnte so zur Relaisstation für tieffliegende Amateurfunksatelliten im Low Earth Orbit (LEO) werden. GeReLEO-Smart ist für das Frequenzband um 26 GHz, welches für die Kommunikation zwischen Satelliten vorgesehen ist, ausgelegt. Kai Siebels verdeutlichte: „Ein solcher Inter-Satelliten-Link ermöglicht Verbindungen von LEO zu LEO über Kontinente hinweg. In Deutschland bliebe ein tieffliegender LEO-Satellit immer erreichbar über den H2Sat – ohne nachführbare Antenne. Hier ergibt sich eine neue Dimension an Möglichkeiten“.
Gegen Ende des Vortragsprogramms erklärte Matthias Bopp, DD1US, den Vorschlag der AMSAT-DL für eine geostationäre Mikrowellen-Amateurfunk-Nutzlast. Der geostationäre Orbit hat sich aufgrund der umfangreichen Erfahrung mit OSCAR-100 als am besten geeignet erwiesen. Ein guter Kompromiss für die Orbitposition wäre bei 43° West, um den Footprint des Satelliten auf die osteuropäischen Länder und den größten Teil Nordamerikas auszuweiten. „Auch eine Vernetzung mit QO-100 ist möglich, aber nicht direkt, sondern nur mit einer Bodenstation, die beide Satelliten sieht“, zeigte DD1US abschließend die vielfältigen Möglichkeiten der geplanten Nutzlast auf.